Das nach wie vor alles beherrschende Thema ist natürlich nach wie vor Sardinien und der schon wieder eine gefühlte Ewigkeit zurückliegende Urlaub eben dort. Und der gewählte Titel würde ansonsten ja auch nicht sonderlich viel Sinn machen.
Heute gibt’s einen kurzen Ausflug in die nicht immer
zuvorkommende Gastfreundschaft und die lokale Infrastruktur generell. Italiener
sind nicht freundlich, zumindest hat man das Gefühl, dass das nicht der Fall
ist, solange es nicht notwendig ist. Ich bezeichne mich nicht als
Italien-Expert, das wäre wohl mehr als verwegen und ich müsste dafür mehr Zeit
mit Italien und deren Einwohner verbringen als mir persönlich lieb ist. Es gibt
natürlich wie überall auch hier Ausnahmen. Die meisten, wenn ich es mir recht
überlege war es eigentlich genau einer, ist mir in meiner Berufslaufbahn über
den Weg gelaufen (ciao Massimo). Aber aus meiner Erfahrung mit Land und Leute
ist Gastfreundschaft zumindest keine angeborene Eigenschaft. Da war die
Aufnahme bei den Fischköpen noch warmherziger. Auch hier gleich meine
Entschuldigung dafür, dass ich diesen echt fiesen Begriff für die nördlichen
Bewohner unseres Nachbarn verwende. Und nein, da fehlt kein „f“ in Fischköpen.
Zumindest gelang es mir bei unseren Bestellungen von
Weißwein, ausschließlich Weißwein eingeschenkt zu bekommen. Das war nicht
überall auf meinen Reisen der Fall. Und dieser schmeckte in der Regel auch von
ganz passabel bis sehr gut. Also der Tischwein, der Wein auf unserem Balkon aus
dem Supermarkt (und nein, da war kein Lidl in der Nähe) korkte etwas. Aber das
führe ich auf den mit Toilettutensilien in die Flasche gedrückten Korken ;-).
Das muss ich den Sarden lassen, wenn sie Wein in normal große Flaschen füllen,
dann gibt’s immer einen Korken drauf. Die einzigen Gebinde, die mit
Schraubverschluss zu haben waren, haben sowohl den Verkauf in mindestens 3
Liter großen Flaschen aus Plastik als auch den Schraubverschluss verdient. Ich
gehe davon aus, dass daraus Essig gewonnen wird.
Lange Zeit hatte man als Italientourist mit den dort für
gewöhnlich anzutreffenden sanitären Einrichtungen zu kämpfen. Man vermied es
einfach im Urlaub auf die Toilette zu gehen. Also zumindest wenn man nicht aus Afghanistan
oder der Republik Kongo (ich hab mir nicht die Mühe gemacht, nachzusehen wie
der zentralafrikanische Staat aktuell heißt, da der Name morgen ja ohnehin wieder
mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr gilt. Die Botschaften und Konsulate
dort haben nur die Aufgabe, den jeweils neuen Namen an ihre Heimat zu
übermitteln und sind damit wahrscheinlich völlig ausgelastet) anreiste. Nicht
das ich die dortigen sanitären Einrichtungen persönlich kennen würde, beide
Länder stehen frühestens nächstes Jahr am Urlaubsplan ;-), nein, hier verlasse
ich mich rein auf mein Gefühl und die Gerüchte die man so hört.
Und damit das klar ist: Ein Loch im Boden ist nur im
Ausnahmefall eine Toilette. Egal ob es dort Wasser und / oder Papier gibt. Es
reicht einfach nicht. Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten auch auf diesem
Gebiet weiterentwickelt. Und siehe da, zumindest auf Sardinien war dieser
Fortschritt bis auf das kleinste und abgeschiedenste stille Örtchen das wir
besuchten zu sehen.
Trotzdem darf eine kleine diesen Brief abschließende Episode
nicht fehlen. Der Weißwein tat in einem recht vornehm wirkenden Lokal direkt am
Strand seine Wirkung. Also nicht nur die berauschende sondern in diesem
speziellen Fall die, dass Wein zu fast 100% aus Wasser besteht, das der Körper
nur in den Beinen und damit auch nur begrenzt speichern kann, und eben dieses
Wasser wieder auf geordnete weise den Körper verlassen möchte. Also wird die „Wasserstelle“
aufgesucht. Die kurze Suche führt aber schon in den sandbedeckten Bereich des
Lokals, den die Einheimischen gerne „Strand“ oder so nennen. Also wieder zurück
und fragen. Si, Nummero 6. Aha, die Tür Nummer 6 soll es also sein. Die Frage,
ob er sich nicht doch noch für eine andere Türe entscheiden möchte, versteht er
zum Glück nicht. Bei derartiger Dringlichkeit zu spaßen grenzt an Dummheit, ich
weiß.
Also zurück Richtung Sand und rein in Nummero 6. Ist ja für
viele eine Glückszahl. Zumindest denken das viele. Ich aber glaube, da wird an eine
andere Schreibweise gedacht, was keine Ziffer mehr im eigentlichen Sinn ergibt.
Egal, ich schweife schon wieder ab und merke gerade, die Prämiere mit dem
Kurzbrief verschieb ich mal lieber auf ein anderes Mal ;-).
Nummero 6 stellt sich als sehr geräumig heraus. Das lässt
sich aber nur erahnen, da die Versorgung im inneren der Räumlichkeit mit
Photonen in einer Wellenlänge die sie für unser Auge sichtbar macht mehr als
bescheiden ist. Also stößt man an so ziemlich jeden Gegenstand der hier
herumsteht. Nicht dass viel herumstehen würde, aber Waschbecken, Seifen- und
heiße Luftspender und die Keramik an sich, sowie das leise vor sich hin fluchen
reicht aus, um andere Besucher der Örtlichkeit ohne zu Fragen umkehren zu
lassen und alles dringende bis zum Hotelzimmer zu unterdrücken. Die sich
gebildete Schlange löst sich schlagartig auf und es herrscht Stille vor der
Tür. Noch.
Jener Schalter der in den bis dato besuchten stillen Örtchen
das Wasser frei gibt und es so ermöglicht, den Ort guten Gewissens an weitere
Gäste weiterzugeben, löst einen Alarm aus. Es schrillt also eine Sirene los.
Zum Glück verstummt diese, wenn man den Knopf wieder freigibt. Und zum Glück
reagieren die Mitarbeiter im Lokal wie jene die einen Autoalarm hören: Sie
ignorieren ihn und warten bis er verstummt ist. Das war in diesem Falle zwar
Glück, aber falls hier mal wirklich jemand Hilfe auf der Behindertentoilette
benötigen würde, muss er wohl im Lokal anrufen.
Ich bestellte uns auf diesen Schock noch zwei Gläser vom
ausgezeichneten Weißen und war froh, dass ich noch nicht so dringend auf die
Toilette musste ;-).
Stefan
p.s. Falls da jemandem noch was fehlen sollte, ja, der Knopf
für die Spülung wurde nicht nur gefunden sondern auch betätigt, und er hat
seine Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.
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