„Der Schuh - Interpretationen“
Findet man einen einzelnen Männerschuh vor der Wohnungstüre
der Nachbarn, lässt dies viele Vermutungen zu. Zum Beispiel:
·
Überschneidet sich der Vorfall mit der
Vorweihnachtszeit, so liegt es nahe, dass sich der Besitzer des Schuhs dem
Rausch der Firmenweihnachtsfeier ebenso wenig entziehen konnte wie dem Rausch
des Alkohols.
·
Wien ist eine Stadt mit einer
überdurchschnittlich hohen Dichte an Hundehaltern. Diese Tatsache würde den
Fall nahe legen, dass sich dem Besitzer des Schuhs das Glück quasi auf die
Fersen geheftet hat. Nicht ganz so schön wäre es, falls diese Variante
zutreffen sollte, für die Nachbarn des Besitzers des lieblos im Stiegenhaus abgelegten
Schuhs.
·
Nicht sehr wahrscheinlich, aber durchaus noch im
Bereich des Möglichen wäre es, wenn der Besitzer Opfer eines fast fantastischen
Coups von Dieben geworden wäre, die ihm während der U-Bahn Fahrt den Schuh vom
Fuß gestohlen hätten. Aber eben nur einen Schuh, da die Fahrt wahrscheinlich zu
kurz war, um ihm beide zu entwenden. Davon ausgehend lassen sich zumindest zwei
weitere Szenarien ableiten wie es weiter gegangen sein könnte:
o
Der Besitzer stürmt wütend nach Hause und
entledigt sich des verbleibenden Schuhs voller Zorn noch vor der Wohnungstür.
o
Der Besitzer stürmt wütend nach Hause und findet
in Kürze, wenn er die Wohnung wieder verlässt, seinen gestohlenen Schuh, den der
Dieb seinem Besitzer wieder zurückgebracht hat. Aber warum? Und vor allem wie?
Er hatte ja keine Adresse. Ganz einfach. Der Schuhdieb hat den Schuhbesitzer
bis nach Hause verfolgt und wird, sobald der Besitzer die Wohnung wieder
verlassen hat, glücklich in zwei Schuhen, die Bude ausräumen ;-).
Wie war es aber möglich, dass sich
der/die Dieb(e) eines Schuhs bemächtigten, der eben noch dem Besitzer die Füße
wärmte?
§ Eher
unwahrscheinlich wär es, wenn der Besitzer des Schuhs so vertieft in einen
Artikel der Gratiszeitung in der U-Bahn gewesen wäre, dass ihm der Diebstahl
nicht aufgefallen wäre. Aber jeder der diese Zeitung kennt, weiß dass dieses
Szenario eigentlich nicht existieren kann. Aber vielleicht gab’s just in dieser
Ausgabe ein paar Bilder, die Damen zeigten, die so arm sind, dass sie sich kaum
Textilien leisten können und wenn, dann nur sehr kleine ;-). Aber nachdem uns solche
Bilder eigentlich immer und überall gezeigt werden, lenken die kaum noch ab.
Schon gar nicht von einem Schuhdieb.
§ Auch
eher unwahrscheinlich, aber zumindest denkbar wäre es, wenn einer jener
Hobbymusiker in der U-Bahn solch herzzerreißend schöne Lieder gespielt hätte,
dass man sich sofort wie in eine andere, schönere Welt entführt vorkommen würde
und ein Schuhdiebstahl noch das Geringste wäre das man nicht wahrnehmen würde.
§ Am
Wahrscheinlichsten wäre es wohl, wenn, wie in Variante eins erwähnt, wieder die
Firmenweihnachtsfeier und deren Bürde der Alkohol ins Spiel kommen würden. Da
braucht es nicht viel, vielleicht schlecht schließende oder gar brüchige
Schuhbänder (Schnürsenkel, das kann nur aus Deutschland kommen, so ein
hässliches Wort würde bei uns sofort des Landes verwiesen werden) und schon
schlüpft man unbemerkt aus dem Schuh, ohne dass man das wollte. Und so ein
herrenloser Schuh wäre natürlich eine leichte Beute für jedermann.
·
Bereits äußerst unwahrscheinlich, eher schon in
Bereich des Fantastischen anzusiedeln, wäre folgende Variante. Der Schuh ging
verloren, ganz egal wie dies von statten ging, es ist nicht wesentlich für
diese Variante. Was viele wussten, es gibt einige Menschen bei uns die
Assistenzhunde ausbilden. Was aber kaum jemand wusste ist die Tatsache, dass es
bei der Ausbildung von Assistenzhunden öfter mal was daneben gehen kann und
dann hat man Jahre in einen Hund investiert, der zum Beispiel nur Papierhüte
falten kann. Hätte der Hund ein erweitertes Origami-Programm drauf, wäre das
nicht so schlimm, aber nur Papierhüte, naja. Aber das ist nur ein beliebiges
Beispiel für eine fehlgeleitete Assistenzhundeausbildung. Ein weiterer
denkbarer Fall wäre es, wenn der Assistenzhund die Fähigkeit ausbilden würde,
den Besitzer eines verlorengegangenen Schuh ausfindig zu machen und den Schuh
vor dessen Tür auf die Schuhmatte zu legen. Ob er dann noch anläutet, kurz Laut
gibt, oder sich wieder als unerkannter Engel auf den Weg macht, um den nächsten
herrenlosen Schuh und seinen verzweifelten Besitzer zu vereinen, spielt keine
Rolle.
Für heute sollte es mal reichen an
möglichen Interpretationen des herrenlosen Schuhs. Nicht das ich da noch die
eine oder andere Idee hätte…