Donnerstag, 22. August 2013

14. Wiener Brief 2.0

Um den Leser nicht unnötig im 13. Brief verweilen zu lassen, gibt’s heute den 14. Das klingt als ob es eh nichts zu schreiben gäbe, aber er es trotzdem tut. Tja, was soll ich darauf antworten? Am besten mit einem vor kurzem mit mir selbst geführten Interview.

Ich: Wir schreiben heute bereits die Nr. 14 Deiner allseits beliebten Wiener Briefe und finden nach wie vor regelmäßig neue Einträge. Woher nimmst Du die Ideen für Deine Briefe?
Stefan: Viellicht sollten wir zu Beginn, nur um die professionelle Distanz zu wahren, auf das Du verzichten und beim Sie bleiben. Danke. Den Namen „Wiener Briefe“ sollte ich mir eventuell auch schützen lassen, nicht dass da ein Dahergelaufener anfängt unter einem ähnlichen oder gar gleich lautendem Blog meine Saat zu ernten und den ganzen Ruhm und vor allem die ganze Kohle einfährt. Aber zurück zu ihrer Frage. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier in der Fragestellung nicht schon leichte Skepsis heraushöre, was die Authentizität meiner Briefe betrifft. Und wenn ich schon am Kritisieren bin, es ist zwar der 14. Wiener Brief, aber es ist der 14. Wiener Brief 2.0 und es gibt zusätzlich 5. Barcelonesische Briefe. Das nur der Vollständigkeit halber.
Ich: Ja, richtig, auch Ihr Erstlingswerk als Buch sollte nicht unerwähnt bleiben. Aber dazu später noch. Das mit der Fragestellung war bestimmt nicht beabsichtigt und es tut mir leid, falls dieser Eindruck entstanden sein sollte. Ich versuche die Frage anders zu formulieren. Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Briefe?
Stefan: Na also, geht doch. Also, die Realität sieht so aus, dass ich den Großteil der in den Briefen beschriebenen Geschichten natürlich nicht selber erlebt habe, sondern die sind einem guten Freund eines Bekannten meiner Stieftante passiert. Er ist es auch, der so viel trinkt. Wobei trinken ja wichtig ist, sagt mein Arzt. Und der hat mir schon zumindest einmal mein Leben gerettet (siehe 4. Wiener Brief). Hätte ich all das am eigenen Leibe erfahren, ich bin mir nicht sicher, ob ich dann noch in der Lage wäre die Vielzahl an verschiedenen Buchstaben unseres Alphabets so aneinander zu reihen, dass es am Ende Wiener Briefe werden. Die von meiner Leserschaft so geschätzt werden.
Ich: Verraten Sie uns wer diese ominöse Bekannte ist?
Stefan: Nein.
Ich: Sie haben nun schon wie erwähnt ein Vielzahl von Einträgen veröffentlich. Wie lange schreiben Sie an so einem Eintrag durchschnittlich? Und bleibt Ihnen noch Zeit für ein Privatleben?
Stefan: Zwei Fragen auf einmal?
Ich: Ok. Wie lange schreiben Sie an einem Eintrag?
Stefan: Das kann natürlich nicht pauschal beantwortet werden. Jeder Eintrag für sich ist ein kleines Meisterwerk und benötigt seine Zeit. Aber es ist wie in jeder Kunstform, die Qualität steht in keinem Zusammenhang mit der Zeit für die Erstellung. Manchmal setzte ich mich hin und veröffentliche nur Minuten später einen Eintrag, den man noch Monate lang später hitzig diskutiert und zum Beispiel  wegen seiner genialen Komposition oder des Wortwitzes wegen über alles lobt. Andererseits sitze ich oft tagelang und bringe nur mit Müh und Not einen Eintrag zustande, der zwar auch heftig diskutiert wird, aber nicht sonderlich positiv und am nächsten Tag schon wieder der Vergangenheit angehört. Das ist natürlich bitter, aber man setzt sich ja auch nicht hin und sagt sich, so jetzt schreibe ich. Nein, das wird bis ins kleinste Detail geplant und da setzt man sich natürlich auch mit solchen Situationen auseinander. Nicht das sie dadurch besser werden, aber man ist in gewisser Weise vorbereitet.
Ich: Und jetzt zu Ihrem Privatleben.
Stefan: War das schon die Frage?
Ich: Ja.
Stefan: Also was jetzt?
Ich: Tschuldigung. Sie verbringen offensichtlich sehr viel Zeit, um Ihrer Berufung nachzugehen. Wie viel Zeit bleibt Ihnen für Privates?
Stefan: In der Tat, gut 16 Stunden, 7 Tage die Woche und 50 Wochen im Jahr, der Rest ist Urlaub, wird schreibend verbracht. Da bleibt natürlich kaum Zeit für Privates. Aber ich habe den Vorteil, quasi von der Natur bevorzugt, dass ich mit knapp 17 Minuten Schlaf am Tag auskomme. Das heißt aber auch, dass ich knapp 8 Stunden für Privates verwenden kann.
Ich: Sie bleiben sehr wage.
Stefan: Bewusst.
Ich: Aha. Nicht wenigsten einen kleinen Einblick in Ihr Privatleben?
Stefan: Lesen Sie meine Briefe?
Ich: Ähm, ja. Wieso?
Stefan: Ach, nur so.
Ich: Wir haben kurz schon Ihr Pensum angesprochen. Neben Ihren Briefen kennt man Sie ja mittlerweile als Buchautor. Wie erfolgreich war Ihr Erstlingswerk „Der junge Mann und das Meer?
Stefan: Was heißt hier war? Wenn schon so eine indiskrete Frage, dann bitte richtig. Das Buch ist durchaus  erfolgreich. Und bitte reduzieren Sie Erfolg nicht auf Materielles. Ich werde Ihnen keine Verkaufszahlen bzw. Erlöse nennen. Diese Dimensionen spielen für einen Autor nur ungeordnete Rollen.
Ich: Aber können Sie davon leben?
Stefan: Wenn Sie mir „leben“ definieren können, könnte ich die Frage eventuell beantworten. Aber bitte sparen wir uns das und gehen zu interessanteren Fragen über. Falls Sie welche haben sollten?
Ich: Vielen Dank für den Stellenwert, den Sie mir in diesem Interview zugestehen, aber ich bin nur Mittelsmann und trage Ihnen quasi nur die Fragen Ihrer Leser vor.
Stefan: War schon klar, dass Sie sich die nicht selber ausdenken.
Ich: Wann dürfen wir mit einem neuen Buch von Ihnen rechnen.
Stefan: Eigentlich jeder Zeit. Fast alles könnte der Auslöser sein, ein neues Buchprojekt anzugehen.
Ich: Das heißt, aktuell gibt’s es kein konkretes Projekt?
Stefan: Nein.
Ich: Fehlt es an Eingebungen?
Stefan: Nie.
Ich: Aber was ist, wenn Ihnen mal nichts einfällt?
Stefan: Nichts leichter als das, sollte der völlig theoretische Fall eintreten, dass mich die Muse nicht küsst, also wie gesagt, rein theoretisch, so schreib ich einfach ein Interview mit mir selbst.

Sonntag, 18. August 2013

13. Wiener Brief 2.0

Die „13“.  Soll ja angeblich Unglück bringen. Aber den schönster aller Beweise, dass dem nicht so ist, habt ihr ja vor euch ;-).

Es ist soweit, es ist vollbracht. Zwar nicht in aller letzter Konsequenz, aber immerhin mit einer erstaunlich progressiven Erstphase. Auch wenn man heute weder weiß, ob es in dieser Form weitergehen, in geänderter Form fortgesetzt, oder ganz zurück an den Start geht, so finde ich es einen durchaus mutigen Start.
DIE Einkaufsstraße in Wien, die Mariahilferstraße wurde letzten Freitag (ich hab mal gehört, man sollte die Wendung „letzte“ in solch einem  Zusammenhang tunlichst vermeiden, das könnte angeblich dazu führen, dass das Weltuntergangsverschwörer als Auslöser verstehen könnten und sich in den Tod stürzen) zu einer Fußgängerzone. Aber eben nicht die ganze Straße (falls es jemanden interessiert, wir sprechen hier nur vom inneren Teil der Mariahilferstraße, der äußere Teil ist Teil der Außenbezirke und somit per se uninteressant ;-) ).
Die Straße wurde in drei Zonen unterteilt. In der Mitte die Fußgängerzone. Nur bitte die Bezeichnung dieser Zone nicht zu wörtlich zu nehmen, da man ansonsten relativ rasch Opfer einer Radfahrers wird, dem die Nutzung ebenso wie dem Linienbus zugestanden wurde. Eben jener hat eine eigene Spur bekommen, die nun, um sie deutlich von den anderen Verkehrsflächen zu unterscheiden, in herzhaften Rot schillert. All jenen die diesen rot markierten breiten Strich entlang der Fahrbahn als roten Teppich missinterpretieren, oder gar als neue von offizieller Stelle ausgewiesene Fläche verstehen, um ihre Körper feil zu bieten, sei der Verwendungszweck des Strichs auf der Straße als Busspur nochmals deutlich vor Augen geführt.
Die beiden Enden der Straße schließen sogenannte Begegnungszonen ab. Noch nie gehört? Ich bis vor kurzem auch nicht. Aber die Entscheidung des Umbaus der gesamten Straße in eine Verkehrsberuhigte vollzog sich auch nicht von heut auf morgen. Und um dem grantelten Wiener die Maßnahme etwas schmackhafter zu machen, wurde vorab versucht zu informieren. Und siehe da, da wurde auch die Begegnungszone erklärt. Und wie man später noch erfahren wird, war das gut so, dass ich zumindest die Grundidee schon mal gehört habe.
In der Begegnungszone, nomen est omen, begegnen sich die verschiedenen Verkehrsteilnehmer. Toll, nicht? Aber der Unterschied zu den normalen Verkehrsflächen ist jener, dass sich alle auf der gleichen Fläche begegnen (also nicht bis zum Körperkontakt, sondern möglichst nur bis zu einem Mindestabsabstand). Es gibt keine bauliche oder farbliche Trennung mehr. Jetzt kann natürlich behauptet werden, das gibt’s eh schon sonst auch. Aber ich rate dringendst von Selbstversuchen ab, dies auf normalen Straßen auszuprobieren, da zieht der mit dem wenigsten Blech um sich herum immer den Kürzeren. In der Begegnungszone ist aber jeder der Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt, ja selbst die Verkehrsteilnehmerinnen ;-). Einzig die Rechtsfahrordnung (und ich nehme an Rechtsgehordnung) und rechts vor links gilt. Und eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h (die Sprinter mögen sich bitte andere Straße zum Training aussuchen).
Mein erster Lokalaugenschein am Freitagvormittag (Fenstertag und damit für zumindest mich frei) zeigte deutliche Verunsicherungen auf der Straße. Was darf ich, was nicht. Es zeigte sich aber, dass vor allem die Fußgänger sichtlich mutiger wurden und große Teile der Fahrbahn nutzten. Was sich für mich am Nachmittag als Nachteil meinerseits herausstellen sollte.
Wir planten nämlich eine Nacht in Graz zu verbringen und da uns die Bahn aktuell nicht mehr mit konkurrenzfähigen Preisen und Reisezeiten lockt, wurde für diesen Zweck ein Mietwagen ausgeborgt. Als in Wien lebende und arbeitende Stadtmenschen wäre ein Auto zu besitzen weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Für die paar Male im Jahr wird eines gemietet. Für einen Garagenplatz (nein, ein öffentlicher Parkplatz in den inneren Bezirken ist keine Alternative, da diese Form des Fahrzeugabstellens so gut wie vom Aussterben betroffen ist und schon lange auf der rote Liste stehen sollte) kostet mich mehr als ein langes Wochenende mit einem gemieteten Auto. Von den sonstigen anfallenden Kosten rund ums KFZ gar nicht erst zu sprechen.
Also rein zum Autovermieter meiner Wahl und schnell das Auto gecheckt. Alles rucki zucki. Nur die Fahrt in die Wohnung zur Verladung des Gepäcks, wir übernachteten ja wie erwähnt einmal ;-), war nicht wie sonst. Eh schon wissen, die Begegnungszone. Da fahre ich geschätzte fünf (in Ziffern: 5) mal im Jahr mit nem Auto und ich hab nichts Besseres zu tun, als schnurstracks in die neue Quasi-Fußgängerzone zu fahren die genau noch nicht mal einen Tag alt ist. Alles andere wäre ein zu großer Umweg gewesen und hätte damit der Umwelt geschadet ;-).
Und ich kann behaupten, dass diese Zone der Begegnung eine wirkliche Herausforderung ist. Nicht weil ich einen zwar fast neuen aber auf der Brust schwachen Wagen bekommen habe und ich nicht die 20 km/h schaffte, nein das war kein Problem (in der 2en bei 4000 Touren). Aber die Fülle an verschiedenen Verkehrsteilnehmern die nicht so genau wussten was sie durften und ich, der wie gesagt nicht mehr so oft hinterm Steuer sitzt, war schon nicht unspannend. Zum Glück hatte ich nur einen kurzen Abschnitt in jener Zone und war heilfroh wieder draußen zu sein.
Zurück aus Graz mussten wir uns natürlich noch mit Lebensmittel aller Art eindecken. Die große mich seit Jahren begleitende Angst vorm unkontrollierten Abnehmen verfolgt mich nach wie vor. Und was liegt da näher, als mit dem Auto in unsere neue Fußgänger-/Begegnungszone zu fahren, um dort einzukaufen. Ich habe seit gut zwei Jahren kein Auto mehr und war seit jeher ein Verfechter der Idee einer Fußgängerzone, aber kaum sitze ich in so einem Ding drin negiert sich plötzlich alles und ich schimpfe und hupe mich im Schneckentempo durch die Straße, die ich morgen bei meinem Weg von der Arbeit nach Hause wieder als Fußgänger nutzen, lieben und als solcher verteidigen werde.
Ich wäre nicht mehr überrascht, wenn hinter der Erfindung und Verbreitung des Autos eine größere, böse Macht stecken würde als gemeinhin angenommen wird.
Stefan 

Mittwoch, 14. August 2013

12. Wiener Brief 2.0

„Sterndal schaun“.

Mehr brauche ich dazu ja wohl kaum sagen, oder? All jenen die doch noch etwas mehr Information brauchen seien die folgenden Zeilen gewidmet.

Es ist August und damit Hochsaison für astronomische Aktivitäten. Die Erde durchquert in dieser Zeit die Bahn des Kometen Swift-Tuttle, oder wie wir Kosmonauten ihn nennen: 109P. Da die kleinen Teilchen die der Komet auf seiner Reise durchs Weltall verliert in unserer Atmosphäre quasi auf der Stelle verdampfen (zum Glück) und damit einen ionisierten Kanal bilden, können wir diesen bei dessen Rekombination als sogenannte Sternschnuppen wahrnehmen. Das war zugegebenermaßen sehr viel gescheites Zeugs, dass ich mir aber nicht aus den Fingern gesogen habe, auch habe ich es nicht gewusst (außer vielleicht das mit der Rekombination der Ionisierten Teilchen mit der Atmosphäre ;-) ), sondern brav ausm Internet abgelesen hab. Könnt ihr übrigens auch, nur so als Tipp ;-).

Aber mit Sternschnuppen verbinden wir ja nicht nur den wissenschaftlichen Teil (wenn das der Fall sein sollte, bitte das Leben von Grund auf umstellen), sondern vor allem den Romantischen. Da Sternschnuppen relativ selten sind, darf man sich, wenn man dem Volksglauben Glauben schenken darf, etwas Wünschen. Nur Vorsicht, der Wunsch darf nicht laut ausgesprochen werden. Von niederschreiben weiß ich aber nichts.
Bei einer erwarteten Sternschnuppendichte von 100 Sternschnuppen pro Stunde zum Höhepunkt der Durchquerung des Kometenschweifs bietet es sich an, die Gunst der Stunde zu nutzen und mal ein paar Wünsche vorzubereiten, oder zumindest die Rahmenbedingungen fürs Wünschen zu schaffen. Ich, an und für sich, bin ja wunschlos glücklich.
Um den erwähnten Rahmen zu schaffen, kauft man mal schnell Sandwichbrot, Rohschinken in fast jeder erdenklichen Ausführung, Käse (nicht so viel, den mag ich nicht so), Räucherfisch, Tomaten Paprika, Erdbeeren, Sprühschlag aus der Dose (gezuckert) und ein außerordentlich gutes Flascherl Wein. Ich schlage hier den südsteirischen Sauvignon Blanc „Therese“ vor. Nicht billig, aber jeden Cent wert. Es würde zwar theoretisch auch mit anderen Weinen funktionieren, aber eben nur theoretisch ;-). In weiterer Folge kombiniert man die käuflich erworbenen Zutaten geschickt miteinander und kommt hoffentlich zu einem Ergebnis das einem Picknickkorb würdig ist. Wenn man jetzt noch an Kerzen und Zünder denkt, hat man schon gewonnen was die Romantik betrifft. Wenn man an die möglichen essenstechnischen Sauerrein denkt, macht eine Küchenrolle fast noch mehr Sinn ;-).
Hat man keinen Picknickkorb zur Hand so tu’s auch eine Sporttasche ;-). Noch ein paar Handtücher zum Draufliegen rein, zwei Weingläser (das muss sein, wenn ihr euch für den vorgeschlagenen Wein entschieden habt, bei einer Supermarktplörre tut‘s auch der Pappbecher), die Süße untergehakt und ab geht’s. Aber wohin? Einfach so losgehen und sich auf ne Wiese legen ist in diesem speziellen Falle natürlich nicht möglich. Es bedarf der genauen Vermessung der in Frage kommenden Plätze. Frei Sicht auf die Sternschnuppen ist für das Unterfangen ja von essentieller Bedeutung.
Die Erscheinung heißt unter uns Kosmonauten auch Perseiden, weil es so wirkt, als ob die Sternschnuppen direkt aus dem Sternbild des Perseus auf uns zu kommen (das befindet sich fast direkt unter dem Stern Kassiopeia). Dieses geht NNO-lich (nornordöstlich, das ist zwischen Nord und Nordost) in den Abendstunden auf und wandert langsam Richtung NO und steigt dabei höher. Der Höhepunkt der Sternschnuppendichte wurde mit 22:00 vorausgesagt. Das bedeutet, dass es sich relativ knapp übern Horizont in NNO-licher Richtung befinden wird.
Nicht nur die Astronomischen Daten sind für die Wahl des Beobachtungsplatzes ausschlaggebend, es sollte ebenso der Faktor der Entfernung von der Wohnung/ vom Haus Berücksichtigung finden, zumindest wenn man, wie wir, zu Fuß unterwegs sind. Die bis oben vollgestopfte Picknicksporttasche wiegt ungefähr 20kg.
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen geht’s los in Richtung Wiese. Den kurzen Regenschauer, der nur Minuten vorm Losgehen noch niedergeht, versucht man zu ignorieren bzw. redet sich zu diesem Zeitpunkt noch erfolgreich ein, dass der Himmel jetzt so gut wie leer sein muss. Weit gefehlt. Trockenen Fußes erreicht man die Wiese seiner Wahl, nur um festzustellen, dass der Park in dem die Wiese liegt um 22 Uhr schließt. Is blöd, aber kein Beinbruch. Hier in Wien haben wir auch in der Innenstadt eine schier endlose Auswahl an Wiesen. Und wir finden in nächster Umgebung auch eine, die sich eignet und nicht um 22 Uhr Sperrstunde hat.
Durch den kurzen Regenschauer hat sich das mitn Hinlegen in die Wiese auch erübrigt. Wir suchen uns ein Bankerl (auch hier wieder ganz bewusst die Verniedlichungsform, da die Dinger echt nicht viel Platz bieten, also picknicktechnisch). Streng nach den ausgearbeiteten Parametern achte ich natürlich darauf, dass diese richtig ausgerichtet ist. Schnell ist eine gefunden und mit dem mitgebrachten Handtuch trocken gelegt. Und schon wird das Buffet aufgebaut und der Wein entkorkt. Das ist auch der Moment, als ich merke, dass wir genau unter einer Laterne sitzen. Das ist jetzt für ein Picknick nicht gerade von Nachteil, weil man sieht was man isst, aber sternbeobachtungstechnisch ist das ja wohl ein Supergau.
In unserem Fall von „Sterndal schauen“ war es jetzt auch nicht so schlimm, weil sich der Himmel immer mehr mit Wolken gefüllt hat und im Speziellen tat er das in Richtung NNO. Wir haben noch verzweifelt versucht uns den Himmel schön zu trinken (bei diversen Veranstaltungen konnte ich diese Methode der Wetterbeeinflussung schon mehrfach positiv verifizieren), hatte aber in dieser Nacht leider keinen Erfolg. Da half selbst die vollständig entleerte Flasche des vorzüglichen Weins nichts. Gegen 22:00 mussten wir die Segel streichen, da sich der Himmel nicht nur mit Wolken gefüllt hat, nein, es waren ganz spezielle Wolken mit so viel Wasser drin, dass sie es uns ausgeschüttet haben. Es hatte nächtelang Temperaturen von 25°C und mehr und wir hätten uns über etwas Regen gefreut, aber just in dieser Nacht zu diesem Zeitpunkt, das klingt für mich schon wieder nach einer Art Verschwörung.
Fazit dieser Nacht: Selbst die beste Planung (und meine war echt gut) tut sich (noch) bei höherer Gewalt schwer. Aber selbst widrigste Umstände können nicht verhindern, dass man einander nicht noch näher kommt. Viel Spaß beim Sterndal schauen im August 2014.
Stefan

Sonntag, 11. August 2013

11. Wiener Brief 2.0

Nur in Wien zu leben ist zu wenig, um der Stadt gerecht zu werden. Auch deshalb gab es heute wieder mal (ja, das kommt bei mir durchaus öfters vor) eine größere Portion Kultur. Es ist ja nahe am Frevel, in Wien zu leben und nur von Fremden gesagt zu bekommen, wie schön und vor allem kulturreich die Stadt sei.

So ergab es sich, dass wir uns ohne große Umwege (unsere leeren Glasflaschen mussten wieder mal in den Sammelcontainer und weil der in der Nähe der Mariahilferstraße steht, sind wir die anschließend entlang geschlendert. Aber dann ging‘s ohne Umwege Richtung Innenstadt) in die Albertina begaben und uns dort, nachdem wir uns versichert haben, dass die Bude nicht komplett mit Touris voll ist, die wirklich sehenswerte Helnwein Ausstellung angesehen.
Wenn man die Definition von Kunst zugrunde legt, dass Werke dann als Kunst gelten, wenn sie Emotionen beim Betrachter erzeugen, dann gibt’s wohl kaum größere Kunst als die Bilder von Gottfried Helnwein. Dies gilt nicht nur für das Format seiner späteren Werke, sondern vor allem weil er es schafft, banale Dinge mit wahrlich schockierenden Elementen zu verbinden. Die kleinen Mädchen als Sinnbild der Unschuld mit bandagierten Köpfen und blutüberströmten weißen Kleidchen. Und das alles so fotorealistisch, dass man zumindest zweimal hinschauen muss. Und selbst aus unmittelbarer Nähe (die Ausstellung in der Albertina lässt dies zum Glück zu) sind manche der Bilder kaum von einem großformatigen Foto zu unterscheiden.
Den Abschluss eines Besuchs der Albertina, oder eines anderen großen  Museums, sollte natürlich der obligatorische Weg durch den Museumsshop bilden. Und falls es sich um eine der großen Ausstellungen handelt, so erwirbt man dort auch den entsprechenden Katalog. Das kostete zwar meistens richtig Geld, aber so kann man in aller Ruhe zu Hause auf der Couch die Ausstellung nochmals Revue passieren lassen. Der umgekehrte Weg wäre natürlich auch denkbar, also zuerst den Katalog kaufen, drin schmökern und dann beim Besuch der Ausstellung mit seiner Liebsten nur so von Wissen sprühen. Das nächste Mal werd ich es wieder so machen ;-).
Den vorläufigen Abschluss unseres Samstags Touri- und Kulturprogramms bildete ein Besuch eines der Cafés in Wien. Von Palmen und Schmetterlingen umring, genießt man in unbeschreiblichem Ambiente Kaffee & Kuchen vom feinsten, sowie ein Achterl Sauvignon Blanc aus meiner Heimat. Einzig störend sind die Tischnachbarn, weil die sich vom vorzüglichen Wein ne ganze Flasche gönnen ;-).
Bleibt als Abschluss des Tages noch ein vorläufig letzter Besuch der autobefahrenen Mariahilferstraße (schon wieder, ich weiß, aber als quasi Anrainer kann man fast nicht vorbeigehen). Die wird nämlich mit dem kommenden Feiertag fast komplett autofrei und zu einem Gutteil zur reinen Fußgängerzone. Das ist auch der Tag, ab dem mich die Einkaufsstraße wieder öfters sehen wird :-). Um dem schönen Tag auch zu Hause gebührend Ehrerbietung leisten zu können, werden noch zwei Flascherl vom steirischen Sauvignon Blanc gekauft. Zwei, um im direkten Vergleich feststellen zu können, ob die „Therese“ wirklich das beste Preis/Leistungs-Verhältnis hat. Und der Preis hat’s schon ganz schön in sich.
Zu meinem Bedauern gibt es heute keine Auswertung des Weinvergleichs, weil wir zum Abendessen unsere Bierreserven zu Hause aufgebraucht haben. Passte einfach besser zur Eitrigen ;-). Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und heute zeichnet sich schon wieder einer dieser schönen Tage am Balkon ab, die eventuell mit einem (oder zwei) Achterln genossen gehören. Damit es auch morgen wieder Sonne gibt ;-).
Stefan

Montag, 5. August 2013

10. Wiener Brief 2.0

Nachdem bei uns die Hitze scheinbar kein Ende nimmt, gibt’s heute quasi den zweiten Teil zum Thema Hitzebekämpfung, oder besser, wie arrangiere ich mich mit der brütenden Hitze ohne meinen mir liebsten mit der Suderei auf die Nerven zu gehen.

Freibad hab ich ja schon aus bereits bekannten und beschriebenen Gründen ausgeschlossen. Was bleibt da noch? Ich probiere zurzeit mit exzessiven Grillen. Dabei handelt es sich um eine in unseren Breiten noch nicht so bekannte Hitzetherapie. Die Ameriganer (ich hab nen „k“-Fehler ;-) ), wie so oft auf unserem schönen Planeten, sind uns da schon meilenweit (passt gut zum angloameriganischen Maßsystem) voraus. Dort läuft das ganze unter „BBQ“ und wird quasi zu jeder Tages- und Nachtzeit betrieben.

Hitze mit Hitze bekämpfen, klingt unglaublich, aber funktioniert ganz gut. Es ist nicht unanstrengend, da die Therapie, sofern man diese ernsthaft betreibt, Dosen entsprechend der zu bekämpfen Hitze erfordert. Und um hier gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, Dosen ist in diesem Falle die Mehrzahl von Dosis. Aber wir werden im weiteren Verlauf sehen, dass auch Dosen im Sinne der Mehrzahl von Dose (Mehrzahl ist hier auch extrem wichtig) die Therapie sehr gut unterstützen können. Das kann aber auch ganz schnell nach hinten losgehen, wenn man bei der Wahl der Dosen daneben greift. Aber wie gesagt, dazu später mehr (und nein, das sagt er nicht nur so, das meint er auch so. Und merkt jetzt beim Durchlesen, dass er die Geschichte mit den Dosen wieder vergessen hat. Naja, vielleicht beim nächsten Brief).
Die Hitzebekämpfung mit Grillen hat neben dem Schwerpunkt der inner- und äußerlichen Hitzebekämpfung auch einen sehr schönen Nebeneffekt, richtig betrieben kann es sogar sättigend wirken. Ich habe schon von Fällen gehört, da soll das Grillen zusätzlich auch noch schöner gemacht haben. Da ich das bis dato noch nicht wissenschaftlich belegen kann, möchte ich diese Behauptung bis zum Beweis in die Welt der Legenden verbannen.
Jetzt hab ich viel geschrieben, nur noch nicht, wie die Therapie nun wirklich funktioniert, oder anzuwenden ist. Aber jetzt. Hat man sich erstmal mit einem Grill an sich eingedeckt, muss dieser entzündet werden. Also die Kohle, das Gas, das Holz, alte oder neue Autoreifen, was auch immer das Grillherz begehrt. Um die erwähnten Zusatzeffekte voll nutzen zu können, sollte man nur auf Gas, Kohle und den elektrischen Widerstand zurückgreifen. An und für sich würde alles was man zum Brennen bringen kann funktionieren, aber wie gesagt, die Zusatzeffekte…
Brennt oder glüht das Zeug mal, so stellt man sich möglichst nah an den Grill und dosiert (wieder abgeleitet von Dosis) die Hitze mit Fleischlappen, die man beim Fleischhändler seiner Wahl käuflich erworben hat. Die Fleischlappen bitte nicht wegwerfen, wenn diese eine bräunlich, schwarze Farbe auf der Unterseite angenommen haben. Diese Dinger sind beidseitig verwendbar! Also umdrehen und wieder die Hitze damit kontrollieren. Erst wenn auch die zweite Seite gut Farbe hat, nimmt man sie vom Grill und legt sie zur Seite.
Hat der Körper noch immer nicht genug Grillhitze aufgenommen, muss eine zweite Runde am Griller folgen und zwar, das ist wichtig, unmittelbar nach der Fleischlappenrunde. Für die zweite Runde eignen sich fantastisch rundlich, länglich geformte Objekte. Auch dafür gibt’s beim Fleischer bereits vorgefertigte Lösungen die im Fachjargon „Würstchen“ genannt werden. Nicht zu verwechseln mit „Wurst“. Würstchen klingt zwar wie die Verniedlichungsform von Wurst, aber die beiden Begriffe haben fast nichts gemein. Also bitte, keine Wurst auf den Grill zur Hitzeregulierung. Die Würstchen eignen sich hervorragend bei der bereits nachlassenden Hitze des Grills, um ganz gezielt, durch Freilassen von kleinen Zwischenräumen zwischen den Würstchen, die Hitze auf definierte Körperstellen zu konzentrieren.
Falls die Therapie immer noch nicht anschlägt, kann man eine abschließende dritte Runde einläuten. Aber Vorsicht, das ist nichts für Anfänger. Die dritte Runde ist kein Kindergeburtstag mehr, da sind schon ganz andere gescheitert. Fühlt man sich nach einigen Tagen Training so weit, eignen sich Fleischersatzstoffe besonders gut. Diese gibt’s es aber leider nicht beim Fleischhauer, sondern müssen oft über Mittelsmänner und Freunde von Freunden an zwielichtigen Plätzen der Stadt „organisiert“ werden. Das Zeug läuft bei uns in Wien unter „T.O.F.U.“. Ich hab bis dato noch keine schlüssige Erklärung, was die Abkürzung bedeuten könnte, aber das Zeug soll extrem gefährlich sein. Andere, ich nenne keine Namen, nehmen schon für Runde eins das Zeug. Unglaublich, aber hab ich genauso gehört. Ich kann es nicht beurteil, da ich es noch nicht versucht habe. Nennt mich einen Feigling, aber ich traue dem Zeug nicht. Vielleicht man es abhängig. Wer weiß?
Der aufmerksame Leser hat schon verstanden, nach welchem Prinzip die Hitzebekämpfungstherapie mittels Grill funktioniert. Richtig, so viel Hitze mit dem Körper am Griller aufnehmen, dass der Körper danach über Stunden nicht mehr in der Lage ist, Hitze über die Sonnenstrahlung  zu absorbieren. Da das Ergebnis nach spätestens 24 Stunden wieder auf dem Niveau der Ausgangsposition ist, muss die Anwendung, so die Therapie erfolgreich sein soll, täglich wiederholt werden.
Und was soll ich sagen, ich grille nun seit 14 Tagen jeden Abend und bin bei diesen extremen Temperaturen noch niemanden auf die Nerven gegangen. Ergo, ein voller Erfolg. Die einzige kleine, eventuell als störend zu empfindende, Nebenwirkung sind ein paar Kilo mehr auf den Rippen. Da kann ich halt nicht anders, da sind mir Fleischlappen und Würstchen zum Hitzeregulieren zu schade zum Wegwerfen. Ich weiß, nicht jeder findet es appetitlich, wenn man das Werkzeug nach dem Gebrauch verspeist, aber es schmeckt eigentlich ganz passabel. Und ein bisschen mehr Körperfülle stört auch nicht wirklich, da das eingelagerte Fett als natürlicher Isolator nicht so viel Hitze in den Körper lässt. Praktisch, oder?
...und gleich wieder ab zum Griller, der Effekt lässt schon wieder merklich nach.
Stefan

Donnerstag, 1. August 2013

9. Wiener Brief 2.0

Als männlicher, erwachsener (hier zählt mal nicht das geistige sondern nur gesetzliche Alter) Österreicher ist es fast obligatorisch, zumindest einer Stammtischrunde anzugehören. So wie ich.

Da unsere Einladung zumeist auf dem elektronischen Postweg erfolgt, ergibt es sich von Zeit zu Zeit, dass eine Art von Dialog entsteht. So auch bei der Einladung zum Stammtisch von letzter Woche. Aus Datenschutzgründen wurden die Namen geändert, diese liegen der Redaktion aber vor ;-). Ich habe mir auch die eine oder andere kleine Änderung der Originalkommunikation erlaubt, diese sind aber wirklich minimal. Also quasi alles original.
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Liebe Stammtischrunde!
Nächster Stammtisch findet bei Ginge statt!
Liebe Grüße, Peter
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Liebe Stammtischrunde!
Wer ist dabei?
Meine mir Angetraute möchte wissen wie viele Schweine und Rinder sie für meinen Grill ordern muss bzw. ich würde gerne checken, ob Bier in Kisten eh passt oder ob ich eine Bierinsel bestellen soll.
LG, Ginge
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Lieber Ginge,
ich bin dabei, bin mir aber nicht sicher, ob die Idee mit Bier in Kisten eine so gute ist. Sind denn die Kisten in denen das Bier geliefert wird dicht, oder müssen wir beim Transport und bei der Lagerung schon mit Verlusten rechnen? Und schöpfen wir dann alle gemeinsam am Tisch aus einer Kiste? Mit den Händen, oder gibt’s Schöpfer, Löffel, Strohhalme? Du siehst, es ergeben sich Fragen über Fragen schon alleine beim geeigneten Gebinde fürs Bier. Auf Details bezüglich fester Nahrung kann und möchte ich in meinem kurzen Antwort E-Mail gar nicht erst eingehen ;-).
Liebe Grüße,  Stefan
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Lieber Stefan,
so was Ähnliches hab ich auch schon befürchtet.
"Eine Kiste Bier austschechern" bekäme solcherart eine andersartige Bedeutung. Aber ich hab‘s bis jetzt nicht kommentiert, weil ich den Gastgeber nicht verunsichern wollte - sensibel, wie er halt ist.
Und die Vorstellung, daß auf Anordnung einige Rindviecher und Schweindln mit der Bim anreisen und Einlaß begehren - ich weiß nicht so recht.
Ich glaub, der Ginge will uns nur verwirren, der alte Fuchs. Oder uns als Rechtfertigung für die Anschaffung einer Bierinsel mißbrauchen. Wenn dann allerdings tatsächlich eine in Garten steht, hat er kein Argument mehr, ins Wirtshaus zu gehen.
Sehr undurchsichtig, das Ganze. Aber wie sagt der Skipper? - "Näher kommen lassen!"
LG, Heimo
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Lieber Heimo,
in der Tat sehr merkwürdig alles (und auch sehr amüsant *schmunzel*).
Wir können ja nur froh sein, dass wir uns nicht mit deutschen Gepflogenheiten herumschlagen müssen. Wer möchte bei uns schon aus einem Kasten trinken. Einfach undenkbar, da beim Öffnen der Türen der ganze gute Saft am Boden verteilt werden würde und wir gezwungen wären, unsere vom Verdursten getriebenen Körper von Boden leckend zu befriedigen. Ganz nebenbei ist die am Boden kauernde Köperstellung weder gesund noch der Kommunikation zuträglich.
Mittlerweile dürfte man das Problem des Kasten-Biers in Deutschland aber schon im Griff haben (Griff - Kasten, sehr lustig). Es werden nur noch Kästen mit Schubladen verkauft (jene Modelle mit den Türen dienen nur noch als Jux-Geschenke). Der neueste Trend aus Deutschland soll dem Umweltschutzgedanken Rechnung tragen. Die Kästen werden nur noch für eine mehrfache Verwendung produziert. Es gibt bereits Volkshochschulkurse für Putzfrauen, die die normgerechte Reinigung der Mehrzweckkästen zum Thema haben. Und gerüchteweise kann man die Laden der Kästen ab Werk bereits mit Namen gravieren lassen…
Durch die überdurchschnittliche Nähe unserer Stammtischrunde zu Deutschland, schließe ich eine Überraschung seitens unseres Gastgebers mit einem Kasten-Bier nicht mehr ganz aus und verbleibe gespannt bis zur Enthüllung mit
lieben Grüßen,  Stefan
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Lieber Stefan,
daß die Deutschen biergefüllte Kästen einfach so aufmachen, ist ein böswilliges Gerücht (wahrscheinlich von österreichischen Separatisten kolportiert).
In Wahrheit wird ein voller Kasten ZUERST flach gelegt und DANN werden die Türen geöffnet - das funktioniert ganz gut! Deshalb sind auch bei vielen Kästen an den Innenseiten der Türen Spiegel montiert - für den Fall, daß man alleine säuft.  Man fühlt sich dann nicht so einsam. Nach dem Saufen wird der Kasten wieder aufrecht hingestellt, so wie wir es kennen. Das ist platzsparend und man kann während der Saufpausen allerlei Dinge darin verstauen, Strohhalme, Schöpfkellen, frische Unterhosen, etc.
Mir persönlich ist Bier aus der Flasche, oder gar aus einer BIERINSEL (das erlaubt sie ihm eh nie und so eine BIERINSEL kann er sich wahrscheinlich auch gar nicht leisten) gezapft, allerdings lieber.
Aber ich gebe Dir recht - beim Ginge kann man sich nie sicher sein. Und womöglich kriegen wir Eisbein, oder SpanMerkel serviert. Igitt!
liebe Grüße, Heimo
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Lieber Heimo (der heimlicher Versteher der eher komplizierten Sachen),
dachte ich mir doch gleich, dass es da einen Kniff gibt, den mir meine deutschen Brüder vorenthalten haben. Wie bei vielen Dingen des Lebens funktioniert es beim Kasten-Bier offensichtlich ganz ähnlich: Zuerst das Objekt der Begierde flach hinlegen, danach aufmachen und erst anschließend genießen! (wie viel Spaß hätte ich in meiner Zeit in Deutschland gehabt, wenn ich das schon damals gewusst hätte. Egal, so hatten zumindest alle anderen Spaß, als ich die Türen öffnete. Jetzt weiß ich auch, warum mir immer wieder die Ehre zuteilwurde, den Kasten zu eröffnen)
Liebe Grüße, Stefan
p.s. Ich werde sicherheitshalber meine Badehose einpacken, falls sich der Gastgeber doch noch mit der Hausherrin einig wird und uns für den Abend / die Nacht eine Bierinsel zur Verfügung steht.
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Lieber Stefan,
Ich weiß nicht genau, wie eine richtige Bierinsel ausschaut und auch nicht, wie sie funktioniert. Deshalb hättest Du das mit der Badehose besser nicht geschrieben - ich kriege da so einen Verdacht. Wird etwa der Garten mit Bier aufgefüllt und in der Mitte ist eine Insel an der man sich festhalten kann? Wie hoch ist dann der Bierspiegel? - kann sein, daß der Heri schon untergeht, während sich der Wolle noch immer bücken muß, um an einen Schluck zu kommen! Außerdem wird das Bier sicher schneller warm, als die Sonne scheinen kann, v.a. wenn kein Klo in der Nähe ist. Ziemlich unhygienisch kommt mir das vor. Na ja, der Ginge wird schon wissen, was zu tun ist. Oder?
liebe Grüße, Heimo
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Lieber Heimo,
es tut mir zu tiefst leid, dass ich mit einer unbedachten Meldung eine zum Teil äußerst unhygienische Diskussion über das Aussehen einer Bierinsel in Gang gesetzt habe. Ich bin ja eher von einer "inversen" Insel ausgegangen, sprich eine biergefüllte Insel. So ergebe sich das Problem der Hygiene erst gar nicht. Wobei ich mir da bei fortgeschrittener Stunde auch nicht mehr so sicher bin. Und bei einer solchen Insel könnten die  oben erwähnten Schöpflöffel und Strohhalme wieder zum Einsatz kommen. Müssen wir diese mitbringen, oder werden die vom Gastgeber gestellt?
Liebe Grüße, Stefan
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Lieber Stefan,
mach Dir keine Vorwürfe - ich bin sicher, saß Du Nichts unversucht läßt, ein wenig Licht in die fakultative Anwesenheit einer BIERINSEL, ihres Aussehens und ihrer Funktionsweise zu bringen. Danke!
Verstehe es bitte nicht als Kritik, aber mit der Verwendung des Adjektivs "invers" hast Du wiederum, bestimmt unabsichtlich, meine Phantasie in Gang gesetzt.
Wie wir jetzt wissen, überwacht der Ginge unseren Schriftverkehr, es ist Samstagabend, vielleicht hat er ein Bier getrunken und leidet eventuell unter einer geringfügigen psychomotorischen Beeinträchtigung. Und macht beim Lesen einen Flüchtigkeitsfehler. Z.B.: "pervers", statt "invers". Sind nur ein paar Buchstaben.
Auch verunsichert mich die Ankündigung eines "Sechsertragerls" - ist das irgendein Junkiecode? ( womöglich noch mit sechsuellem Hintergrund!?)
Trotzdem werde ich mich der BIERINSEL stellen.
Ich werde kommen. (Bitte nicht  falsch verstehen!)
Liebe Grüße, Heimo
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Lieber Heimo,
da sitze ich und brüte Stunde über Stunde über die richtige Formulierung meiner Worte und dann das. Ich bin ja ein durchaus kritikfähiger Mensch, aber welche Alternativen hätte ich den gehabt? Die einzig angebrachte wäre "verkehrte". Und die war ja selbst für einen nüchternen Samstagnachmittag schon zu anstößig.
Entschuldige bitte meine forsche Art, aber es ist 2 Uhr früh und ich bin nicht ganz alkoholbefreit.
Das Sechsertragerl macht aber selbst mir etwas Angst. Davon wusste ich ja bis dato nichts. Kommt es von alleine, oder wird es, wie der Name schon sagt, getragen? Und wenn's getragen wird, von wem? Kommt es vor, nach oder gleichzeitig mit der Insel? Und falls es gar nicht kommt, ist es dann unglücklich, oder verschiebt es sein Kommen einfach auf ein anderes mal?
Die Fragen nehmen schon wieder überhand. Schön langsam brauch ich wieder Antworten. Und als Versteher der eher komplizierten Dinge dieser Welt, baue ich da ganz auf dich, lieber Heimo.
Ich werde nicht nur kommen und mich dieser Insel stellen, sondern ich werde sie auch besteigen (dem Gastgeber gebührt natürlich die Erstbesteigung).
Guten Morgen, Stefan
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Lieber Stefan,
da ich mittlerweile schon unter Schlafstörungen und unter dem schlechten Gewissen, Dir ein schlechtes Gewissen zu machen, leide, habe ich mich zu einem Versuch entschlossen,  die "INSELFRAGE" realitätsbezogen und frei von Vorurteilen, zu klären. Mir ist eingefallen, daß die kleinen (und um solche muß es sich bei einer voraussichtlichen Gästeanzahl von ca. 4 wohl handeln) Inseln im Neusiedlersee üblicherweise als "Schoppen" bezeichnet werden. Sogar in der offiziellen Seekarte. Das schien mir nun doch eine heiße Spur zu sein -  bekanntlich gibt es ja  "Frühschoppen, Dämmerschoppen" und Ähnliches.
Also habe ich mich mit dem Segelboot zu einem "Lokalaugenschein" aufgemacht. Fehlanzeige. Weder UM, noch IN einer Insel ( die "- vers" Worte laß ich bewußt weg), waren Hinweise auf das Vorhandensein frischer Biervorkommen zu finden (abgesehen von ein paar zerknüllten Aludosen - die werden weltweit verteilt, um dem ausgemergelten Boden wertvolle Metalle beizumischen). Das einzig genießbare Bier war in meiner Kühlbox und dort ist es jetzt auch nicht mehr.
So zwingt sich mir jetzt doch der Verdacht auf, daß uns der Ginge mit der "INSELGESCHICHTE" mglw. an der Nase herumführen, bzw. vom Wesentlichen ablenken will.
Ich vermute, daß dieses (das Wesentliche) in der beiläufigen Ankündigung der ominösen "SECHSERTRAGERLN" zu finden ist, welche uns ja beide sehr irritiert hat.
Ich bin, also google ich. Was kommt heraus?
Schau es Dir an und sei stolz auf Deinen kriminalistischen Spürsinn, deine empathischen Talente, oder auf wasauchimmer.
Wir sind halt wieder beim, im, um(?) ... dem "KASTEN". Und der Ginge schreibt uns Irgendwas von einem bayrischen Kastenmacher, der angeblich keine Zeit hat. Ich glaube fast, der verarscht uns. Der Kastenmacher, selbstverständlich.
liebe Grüße
von Einem, der sich der Herausforderung ebenfalls stellen wird - welcher auch immer
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Lieber Heimo,
erst nach einem Tag in der Arbeit erschließt sich mir der volle Umfang der E-Mail. Da ich von zu Hause keinen Zugriff auf meine Arbeit habe (n möchte), habe ich die zum vollen Verständnis notwendigen E-Mails erst heute gelesen. Da sieht man erst, wie wichtig die Arbeit sein kann ;-)
Ich bin überrascht, wie viel persönlichen Einsatz eine kurze Replik auf eine Einladung auslösen kann, um die aufgeworfenen Fragen zu beantworten. Nicht dass das gelungen wäre, aber ich schätze dein Engagement hinsichtlich des Bierinselrätsels sehr. Aber selbst bei diesem Versuch ergeben sich mir wiederum Fragen, die ich nicht im Stande bin zu klären. Und die wichtigste davon: Wo ist das Bier aus der Kühlbox hin verschwunden? Falls es spurlos verschwunden ist, habe ich etwas Angst, dass sich so etwas jederzeit wiederholen kann. Wenn man es reduziert betrachtet, ist die KühlBOX ja nichts anderes als ein kleiner Kasten (schon wieder!). Du verstehst meine Angst um ein eventuell im Kasten geliefertes Bier am Donnerstag? Offensichtlich ändert aber auch ein Gefäß namens Sechsertragerl daran gar nichts, was auf Grund deiner Recherchen sehr gut dargelegt wurde. Falls sich dein Bier in der Kühlbox aber nur sehr langsam verabschiedet hat, sehe ich immerhin noch eine Chance für mich, wenn ich möglichst zeitig bei unserem Gastgeber aufschlage. Ich denke, ich werde so gegen Mittag bei ihm sein ;-)
Liebe Grüße, Stefan
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Hier die E-Mails die ich, wie oben beschrieben, erst später lesen konnte.
Die Perfekte Wahl des Veranstaltungstages ;-)
(um das zu verstehen, müsste man das beigefügte Bild sehen. Das kann und will ich aber nicht zeigen, nur kurz beschreiben: 5 Tage Wetterprognose, 4 Sonnen und eine Gewitterwolke. Und natürlich ist diese eine Gewitterwolke just an unserem geplanten Termin)
Freu mich schon, Wolle
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Lieber Wolle,
laut wetter.at gibt es Do 0,04 mm/h Regen, das entspräche 0,96 mm in 24 Stunden. Sei doch ehrlich: das bisschen Wasser nimmst Du auch noch in Kauf bevor Du zum Bier in der „versen“  Insel (was immer das auch heißen möge; ich bin mir nach den Ausführungen von Heimo und Stefan nicht mehr ganz sicher) vordringst, oder?
Ad alle:
Um allen Gerüchten vorzubeugen: Es gibt wieder das Rippschwein in scharfer Tunke und auch – für die eher einfach gestrickten - heimisch gehalten, dazu viele warme (nicht falsch verstehen bitte!) und kalte Beilagen.
Das Bier werde ich nach diesem hochintellektuellem und verwirrenden – verwirrten? – E-Mail-Verkehr … doch ganz konservativ einkaufen (so bin ich halt): Primärgebinde = Flasche zu 0,5 Liter; Sekundär- bzw. Transportgebinde = Kiste zu je 20 Flaschen zu je 0,5 Liter (dem Stefan und dem Heimo sind vor mindestens zehn Worten schon wieder  literarische Ergüsse (sic!) eingefallen …) … und davon in ausreichender Menge (jetzt  meinte ich eher die Kisten und nicht die bierinselerwärmenden fraglichen …), so wie bei den armen schon jetzt  toten Schweinderln…
Nochmals an alle: eine Leermeldung werte ich als Zusage; Entschuldigungsgrund wäre z.B.; der eigene Todesfall…
Ich freue mich auf Donnerstag!
Liebe Grüße - Ginge
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Lieber Stefan,

ich habe es so, oder ähnlich schon befürchtet.
Da ist jetzt schon die Rede von Flüssigkeitsmengen von 0,04mm/h.
Und "Tunke".
Eigentlich sollten wir schon ganz in der Früh....

egal, Hauptsache er ist nervös.

liebe Grüße, Heimo
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Lieber Stefan,

ja, ich stimme Dir aus ganzem Herzen zu - es ist äußerst aufwendig und  kompliziert, eine nachvollziehbare Kausalitätskette über unerklärlich verschwundenes (oder im konkreten Fall noch gar nicht vorhandenes) Bier aufzubauen.

Zu Deiner Beruhigung: Der Bestand in der KühlBOX hat sich tatsächlich LANGSAM verringert (auch unter Bedachtnahme auf allfällige Alkoholkontrollen durch die Wasserpolizei (jawoll, die gibt es mittlerweile).

Zwischendurch habe ich aber vielleicht das eine, oder andere, Schläfchen in Anspruch genommen.
Kann sein, daß derweil die hohe Lufttemperatur, oder ein von mir nicht beobachteter Schluck meines geliebten Eheweibes, den Pegelstand, "quasi unüberwacht", über ein tolerier- und erklärbares Maß gesenkt hat.


Aber beweisen kann ich das nicht. Uns somit sind wir eigentlich mitten in der Quantentheorie gelandet.
- Lebt Schrödingers Katze, oder ist sie tot?
- Wohin kann wie viel Bier in welcher Zeit "verschwinden"?
- Kann man einen definierten Bierbestand überhaupt quantifiziert überwachen?
- Woher kommt wie viel Bier am Donnerstag und worin wird es angeboten?
- Oder wird sich am Ende doch der Einstein durchsetzen? "Wer doppelt so schnell säuft, wie die Sonne scheinen kann, wird schwer genug, um die Konkurrenz von der Bierquelle zu verdrängen".
Wir müssen halt abwarten.
Leider muß ich dir mitteilen, daß Du mich wiederum verunsichert hast.
Was bedeutet "beim Gastgeber aufschlagen"? Ich kann nur mutmaßen: So wie ich, kriegst Du den "KASTEN" nicht mehr aus den Kopf und willst ihn, so früh als möglich - und wenn es sein muß, auch mit brachialen Methoden öffnen. Da kann ich jedenfalls aushelfen. Als fast echter "Goisa" habe ich z.B. ein Spandlaxt, eine Langaxt und auch eine Motorsäge (halt nur elektrisch -"Verbund verbindet") anzubieten.
Gegen Mittag ist sowieso kein Problem, von mir aus könnten wir aber schon am Vormittag beginnen, dem Ginge'schen Anwesen eine Kasten- oder Inselgerechte Gestaltung zu verpassen.
Glück auf!
Liebe Grüße, Heimo
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Lieber Heimo
Schon am Vormittag? Pensionist oder Arzt? Oder doch nur Urlauber??
LG – Ginge ;-)
PS: Schrödinger’s  Katze und mein Bierbestand? Neue Welten tun sich auf; weiter so...Gute Nacht
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Liebe Stammtischrunde,

ich bin erfreut, wie viel Zeit manche von uns scheinbar haben, um herumzualbern. Schön für sie (ich schließe mich vielleicht an, sobald ich in Pension bin, sofern ich diese erlebe).
Leider bin ich dieses Mal nicht in Wien und muss mit großem Bedauern absagen.
Guten Verlauf und mindestens ebenso hochgeistige Gespräche!
Liebe Grüße, die Stimme aus dem Off ;-)
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Damit endet eine fast typische Stammtischeinladung ;-). Wirklich geendet hat es natürlich erst mit dem Ende des Stammtischs. Über dieses Ende oder gar wie es zum Ende kam, falls es eines gab, möchte ich hier nichts schreiben. Solch außerordentliche Erlebnisse, meine lieben Leser, erzählt man nicht, nein, so etwas muss man selber erleben…
Stefan