Donnerstag, 22. August 2013

14. Wiener Brief 2.0

Um den Leser nicht unnötig im 13. Brief verweilen zu lassen, gibt’s heute den 14. Das klingt als ob es eh nichts zu schreiben gäbe, aber er es trotzdem tut. Tja, was soll ich darauf antworten? Am besten mit einem vor kurzem mit mir selbst geführten Interview.

Ich: Wir schreiben heute bereits die Nr. 14 Deiner allseits beliebten Wiener Briefe und finden nach wie vor regelmäßig neue Einträge. Woher nimmst Du die Ideen für Deine Briefe?
Stefan: Viellicht sollten wir zu Beginn, nur um die professionelle Distanz zu wahren, auf das Du verzichten und beim Sie bleiben. Danke. Den Namen „Wiener Briefe“ sollte ich mir eventuell auch schützen lassen, nicht dass da ein Dahergelaufener anfängt unter einem ähnlichen oder gar gleich lautendem Blog meine Saat zu ernten und den ganzen Ruhm und vor allem die ganze Kohle einfährt. Aber zurück zu ihrer Frage. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier in der Fragestellung nicht schon leichte Skepsis heraushöre, was die Authentizität meiner Briefe betrifft. Und wenn ich schon am Kritisieren bin, es ist zwar der 14. Wiener Brief, aber es ist der 14. Wiener Brief 2.0 und es gibt zusätzlich 5. Barcelonesische Briefe. Das nur der Vollständigkeit halber.
Ich: Ja, richtig, auch Ihr Erstlingswerk als Buch sollte nicht unerwähnt bleiben. Aber dazu später noch. Das mit der Fragestellung war bestimmt nicht beabsichtigt und es tut mir leid, falls dieser Eindruck entstanden sein sollte. Ich versuche die Frage anders zu formulieren. Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Briefe?
Stefan: Na also, geht doch. Also, die Realität sieht so aus, dass ich den Großteil der in den Briefen beschriebenen Geschichten natürlich nicht selber erlebt habe, sondern die sind einem guten Freund eines Bekannten meiner Stieftante passiert. Er ist es auch, der so viel trinkt. Wobei trinken ja wichtig ist, sagt mein Arzt. Und der hat mir schon zumindest einmal mein Leben gerettet (siehe 4. Wiener Brief). Hätte ich all das am eigenen Leibe erfahren, ich bin mir nicht sicher, ob ich dann noch in der Lage wäre die Vielzahl an verschiedenen Buchstaben unseres Alphabets so aneinander zu reihen, dass es am Ende Wiener Briefe werden. Die von meiner Leserschaft so geschätzt werden.
Ich: Verraten Sie uns wer diese ominöse Bekannte ist?
Stefan: Nein.
Ich: Sie haben nun schon wie erwähnt ein Vielzahl von Einträgen veröffentlich. Wie lange schreiben Sie an so einem Eintrag durchschnittlich? Und bleibt Ihnen noch Zeit für ein Privatleben?
Stefan: Zwei Fragen auf einmal?
Ich: Ok. Wie lange schreiben Sie an einem Eintrag?
Stefan: Das kann natürlich nicht pauschal beantwortet werden. Jeder Eintrag für sich ist ein kleines Meisterwerk und benötigt seine Zeit. Aber es ist wie in jeder Kunstform, die Qualität steht in keinem Zusammenhang mit der Zeit für die Erstellung. Manchmal setzte ich mich hin und veröffentliche nur Minuten später einen Eintrag, den man noch Monate lang später hitzig diskutiert und zum Beispiel  wegen seiner genialen Komposition oder des Wortwitzes wegen über alles lobt. Andererseits sitze ich oft tagelang und bringe nur mit Müh und Not einen Eintrag zustande, der zwar auch heftig diskutiert wird, aber nicht sonderlich positiv und am nächsten Tag schon wieder der Vergangenheit angehört. Das ist natürlich bitter, aber man setzt sich ja auch nicht hin und sagt sich, so jetzt schreibe ich. Nein, das wird bis ins kleinste Detail geplant und da setzt man sich natürlich auch mit solchen Situationen auseinander. Nicht das sie dadurch besser werden, aber man ist in gewisser Weise vorbereitet.
Ich: Und jetzt zu Ihrem Privatleben.
Stefan: War das schon die Frage?
Ich: Ja.
Stefan: Also was jetzt?
Ich: Tschuldigung. Sie verbringen offensichtlich sehr viel Zeit, um Ihrer Berufung nachzugehen. Wie viel Zeit bleibt Ihnen für Privates?
Stefan: In der Tat, gut 16 Stunden, 7 Tage die Woche und 50 Wochen im Jahr, der Rest ist Urlaub, wird schreibend verbracht. Da bleibt natürlich kaum Zeit für Privates. Aber ich habe den Vorteil, quasi von der Natur bevorzugt, dass ich mit knapp 17 Minuten Schlaf am Tag auskomme. Das heißt aber auch, dass ich knapp 8 Stunden für Privates verwenden kann.
Ich: Sie bleiben sehr wage.
Stefan: Bewusst.
Ich: Aha. Nicht wenigsten einen kleinen Einblick in Ihr Privatleben?
Stefan: Lesen Sie meine Briefe?
Ich: Ähm, ja. Wieso?
Stefan: Ach, nur so.
Ich: Wir haben kurz schon Ihr Pensum angesprochen. Neben Ihren Briefen kennt man Sie ja mittlerweile als Buchautor. Wie erfolgreich war Ihr Erstlingswerk „Der junge Mann und das Meer?
Stefan: Was heißt hier war? Wenn schon so eine indiskrete Frage, dann bitte richtig. Das Buch ist durchaus  erfolgreich. Und bitte reduzieren Sie Erfolg nicht auf Materielles. Ich werde Ihnen keine Verkaufszahlen bzw. Erlöse nennen. Diese Dimensionen spielen für einen Autor nur ungeordnete Rollen.
Ich: Aber können Sie davon leben?
Stefan: Wenn Sie mir „leben“ definieren können, könnte ich die Frage eventuell beantworten. Aber bitte sparen wir uns das und gehen zu interessanteren Fragen über. Falls Sie welche haben sollten?
Ich: Vielen Dank für den Stellenwert, den Sie mir in diesem Interview zugestehen, aber ich bin nur Mittelsmann und trage Ihnen quasi nur die Fragen Ihrer Leser vor.
Stefan: War schon klar, dass Sie sich die nicht selber ausdenken.
Ich: Wann dürfen wir mit einem neuen Buch von Ihnen rechnen.
Stefan: Eigentlich jeder Zeit. Fast alles könnte der Auslöser sein, ein neues Buchprojekt anzugehen.
Ich: Das heißt, aktuell gibt’s es kein konkretes Projekt?
Stefan: Nein.
Ich: Fehlt es an Eingebungen?
Stefan: Nie.
Ich: Aber was ist, wenn Ihnen mal nichts einfällt?
Stefan: Nichts leichter als das, sollte der völlig theoretische Fall eintreten, dass mich die Muse nicht küsst, also wie gesagt, rein theoretisch, so schreib ich einfach ein Interview mit mir selbst.

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