Mehr brauche ich dazu ja wohl kaum sagen, oder? All jenen die doch noch etwas mehr Information brauchen seien die folgenden Zeilen gewidmet.
Es ist August und damit Hochsaison für astronomische Aktivitäten. Die Erde durchquert in dieser Zeit die Bahn des Kometen Swift-Tuttle, oder wie wir Kosmonauten ihn nennen: 109P. Da die kleinen Teilchen die der Komet auf seiner Reise durchs Weltall verliert in unserer Atmosphäre quasi auf der Stelle verdampfen (zum Glück) und damit einen ionisierten Kanal bilden, können wir diesen bei dessen Rekombination als sogenannte Sternschnuppen wahrnehmen. Das war zugegebenermaßen sehr viel gescheites Zeugs, dass ich mir aber nicht aus den Fingern gesogen habe, auch habe ich es nicht gewusst (außer vielleicht das mit der Rekombination der Ionisierten Teilchen mit der Atmosphäre ;-) ), sondern brav ausm Internet abgelesen hab. Könnt ihr übrigens auch, nur so als Tipp ;-).
Aber mit Sternschnuppen verbinden wir ja nicht nur den
wissenschaftlichen Teil (wenn das der Fall sein sollte, bitte das Leben von
Grund auf umstellen), sondern vor allem den Romantischen. Da Sternschnuppen
relativ selten sind, darf man sich, wenn man dem Volksglauben Glauben schenken
darf, etwas Wünschen. Nur Vorsicht, der Wunsch darf nicht laut ausgesprochen
werden. Von niederschreiben weiß ich aber nichts.
Bei einer erwarteten Sternschnuppendichte von 100
Sternschnuppen pro Stunde zum Höhepunkt der Durchquerung des Kometenschweifs
bietet es sich an, die Gunst der Stunde zu nutzen und mal ein paar Wünsche
vorzubereiten, oder zumindest die Rahmenbedingungen fürs Wünschen zu schaffen. Ich,
an und für sich, bin ja wunschlos glücklich.
Um den erwähnten Rahmen zu schaffen, kauft man mal schnell Sandwichbrot,
Rohschinken in fast jeder erdenklichen Ausführung, Käse (nicht so viel, den mag
ich nicht so), Räucherfisch, Tomaten Paprika, Erdbeeren, Sprühschlag aus der Dose
(gezuckert) und ein außerordentlich gutes Flascherl Wein. Ich schlage hier den
südsteirischen Sauvignon Blanc „Therese“ vor. Nicht billig, aber jeden Cent
wert. Es würde zwar theoretisch auch mit anderen Weinen funktionieren, aber
eben nur theoretisch ;-). In weiterer Folge kombiniert man die käuflich
erworbenen Zutaten geschickt miteinander und kommt hoffentlich zu einem
Ergebnis das einem Picknickkorb würdig ist. Wenn man jetzt noch an Kerzen und
Zünder denkt, hat man schon gewonnen was die Romantik betrifft. Wenn man an die
möglichen essenstechnischen Sauerrein denkt, macht eine Küchenrolle fast noch
mehr Sinn ;-).
Hat man keinen Picknickkorb zur Hand so tu’s auch eine
Sporttasche ;-). Noch ein paar Handtücher zum Draufliegen rein, zwei Weingläser
(das muss sein, wenn ihr euch für den vorgeschlagenen Wein entschieden habt,
bei einer Supermarktplörre tut‘s auch der Pappbecher), die Süße untergehakt und
ab geht’s. Aber wohin? Einfach so losgehen und sich auf ne Wiese legen ist in
diesem speziellen Falle natürlich nicht möglich. Es bedarf der genauen
Vermessung der in Frage kommenden Plätze. Frei Sicht auf die Sternschnuppen ist
für das Unterfangen ja von essentieller Bedeutung.
Die Erscheinung heißt unter uns Kosmonauten auch Perseiden,
weil es so wirkt, als ob die Sternschnuppen direkt aus dem Sternbild des
Perseus auf uns zu kommen (das befindet sich fast direkt unter dem Stern
Kassiopeia). Dieses geht NNO-lich (nornordöstlich, das ist zwischen Nord und
Nordost) in den Abendstunden auf und wandert langsam Richtung NO und steigt
dabei höher. Der Höhepunkt der Sternschnuppendichte wurde mit 22:00
vorausgesagt. Das bedeutet, dass es sich relativ knapp übern Horizont in NNO-licher
Richtung befinden wird.
Nicht nur die Astronomischen Daten sind für die Wahl des Beobachtungsplatzes
ausschlaggebend, es sollte ebenso der Faktor der Entfernung von der Wohnung/
vom Haus Berücksichtigung finden, zumindest wenn man, wie wir, zu Fuß unterwegs
sind. Die bis oben vollgestopfte Picknicksporttasche wiegt ungefähr 20kg.
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen geht’s los in Richtung
Wiese. Den kurzen Regenschauer, der nur Minuten vorm Losgehen noch niedergeht,
versucht man zu ignorieren bzw. redet sich zu diesem Zeitpunkt noch erfolgreich
ein, dass der Himmel jetzt so gut wie leer sein muss. Weit gefehlt. Trockenen
Fußes erreicht man die Wiese seiner Wahl, nur um festzustellen, dass der Park
in dem die Wiese liegt um 22 Uhr schließt. Is blöd, aber kein Beinbruch. Hier
in Wien haben wir auch in der Innenstadt eine schier endlose Auswahl an Wiesen.
Und wir finden in nächster Umgebung auch eine, die sich eignet und nicht um 22
Uhr Sperrstunde hat.
Durch den kurzen Regenschauer hat sich das mitn Hinlegen in
die Wiese auch erübrigt. Wir suchen uns ein Bankerl (auch hier wieder ganz
bewusst die Verniedlichungsform, da die Dinger echt nicht viel Platz bieten,
also picknicktechnisch). Streng nach den ausgearbeiteten Parametern achte ich
natürlich darauf, dass diese richtig ausgerichtet ist. Schnell ist eine
gefunden und mit dem mitgebrachten Handtuch trocken gelegt. Und schon wird das
Buffet aufgebaut und der Wein entkorkt. Das ist auch der Moment, als ich merke,
dass wir genau unter einer Laterne sitzen. Das ist jetzt für ein Picknick nicht
gerade von Nachteil, weil man sieht was man isst, aber sternbeobachtungstechnisch
ist das ja wohl ein Supergau.
In unserem Fall von „Sterndal schauen“ war es jetzt auch
nicht so schlimm, weil sich der Himmel immer mehr mit Wolken gefüllt hat und im
Speziellen tat er das in Richtung NNO. Wir haben noch verzweifelt versucht uns
den Himmel schön zu trinken (bei diversen Veranstaltungen konnte ich diese
Methode der Wetterbeeinflussung schon mehrfach positiv verifizieren), hatte
aber in dieser Nacht leider keinen Erfolg. Da half selbst die vollständig
entleerte Flasche des vorzüglichen Weins nichts. Gegen 22:00 mussten wir die
Segel streichen, da sich der Himmel nicht nur mit Wolken gefüllt hat, nein, es
waren ganz spezielle Wolken mit so viel Wasser drin, dass sie es uns ausgeschüttet
haben. Es hatte nächtelang Temperaturen von 25°C und mehr und wir hätten uns
über etwas Regen gefreut, aber just in dieser Nacht zu diesem Zeitpunkt, das
klingt für mich schon wieder nach einer Art Verschwörung.
Fazit dieser Nacht: Selbst die beste Planung (und meine war
echt gut) tut sich (noch) bei höherer Gewalt schwer. Aber selbst widrigste
Umstände können nicht verhindern, dass man einander nicht noch näher kommt.
Viel Spaß beim Sterndal schauen im August 2014.
Stefan
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