Montag, 5. August 2013

10. Wiener Brief 2.0

Nachdem bei uns die Hitze scheinbar kein Ende nimmt, gibt’s heute quasi den zweiten Teil zum Thema Hitzebekämpfung, oder besser, wie arrangiere ich mich mit der brütenden Hitze ohne meinen mir liebsten mit der Suderei auf die Nerven zu gehen.

Freibad hab ich ja schon aus bereits bekannten und beschriebenen Gründen ausgeschlossen. Was bleibt da noch? Ich probiere zurzeit mit exzessiven Grillen. Dabei handelt es sich um eine in unseren Breiten noch nicht so bekannte Hitzetherapie. Die Ameriganer (ich hab nen „k“-Fehler ;-) ), wie so oft auf unserem schönen Planeten, sind uns da schon meilenweit (passt gut zum angloameriganischen Maßsystem) voraus. Dort läuft das ganze unter „BBQ“ und wird quasi zu jeder Tages- und Nachtzeit betrieben.

Hitze mit Hitze bekämpfen, klingt unglaublich, aber funktioniert ganz gut. Es ist nicht unanstrengend, da die Therapie, sofern man diese ernsthaft betreibt, Dosen entsprechend der zu bekämpfen Hitze erfordert. Und um hier gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, Dosen ist in diesem Falle die Mehrzahl von Dosis. Aber wir werden im weiteren Verlauf sehen, dass auch Dosen im Sinne der Mehrzahl von Dose (Mehrzahl ist hier auch extrem wichtig) die Therapie sehr gut unterstützen können. Das kann aber auch ganz schnell nach hinten losgehen, wenn man bei der Wahl der Dosen daneben greift. Aber wie gesagt, dazu später mehr (und nein, das sagt er nicht nur so, das meint er auch so. Und merkt jetzt beim Durchlesen, dass er die Geschichte mit den Dosen wieder vergessen hat. Naja, vielleicht beim nächsten Brief).
Die Hitzebekämpfung mit Grillen hat neben dem Schwerpunkt der inner- und äußerlichen Hitzebekämpfung auch einen sehr schönen Nebeneffekt, richtig betrieben kann es sogar sättigend wirken. Ich habe schon von Fällen gehört, da soll das Grillen zusätzlich auch noch schöner gemacht haben. Da ich das bis dato noch nicht wissenschaftlich belegen kann, möchte ich diese Behauptung bis zum Beweis in die Welt der Legenden verbannen.
Jetzt hab ich viel geschrieben, nur noch nicht, wie die Therapie nun wirklich funktioniert, oder anzuwenden ist. Aber jetzt. Hat man sich erstmal mit einem Grill an sich eingedeckt, muss dieser entzündet werden. Also die Kohle, das Gas, das Holz, alte oder neue Autoreifen, was auch immer das Grillherz begehrt. Um die erwähnten Zusatzeffekte voll nutzen zu können, sollte man nur auf Gas, Kohle und den elektrischen Widerstand zurückgreifen. An und für sich würde alles was man zum Brennen bringen kann funktionieren, aber wie gesagt, die Zusatzeffekte…
Brennt oder glüht das Zeug mal, so stellt man sich möglichst nah an den Grill und dosiert (wieder abgeleitet von Dosis) die Hitze mit Fleischlappen, die man beim Fleischhändler seiner Wahl käuflich erworben hat. Die Fleischlappen bitte nicht wegwerfen, wenn diese eine bräunlich, schwarze Farbe auf der Unterseite angenommen haben. Diese Dinger sind beidseitig verwendbar! Also umdrehen und wieder die Hitze damit kontrollieren. Erst wenn auch die zweite Seite gut Farbe hat, nimmt man sie vom Grill und legt sie zur Seite.
Hat der Körper noch immer nicht genug Grillhitze aufgenommen, muss eine zweite Runde am Griller folgen und zwar, das ist wichtig, unmittelbar nach der Fleischlappenrunde. Für die zweite Runde eignen sich fantastisch rundlich, länglich geformte Objekte. Auch dafür gibt’s beim Fleischer bereits vorgefertigte Lösungen die im Fachjargon „Würstchen“ genannt werden. Nicht zu verwechseln mit „Wurst“. Würstchen klingt zwar wie die Verniedlichungsform von Wurst, aber die beiden Begriffe haben fast nichts gemein. Also bitte, keine Wurst auf den Grill zur Hitzeregulierung. Die Würstchen eignen sich hervorragend bei der bereits nachlassenden Hitze des Grills, um ganz gezielt, durch Freilassen von kleinen Zwischenräumen zwischen den Würstchen, die Hitze auf definierte Körperstellen zu konzentrieren.
Falls die Therapie immer noch nicht anschlägt, kann man eine abschließende dritte Runde einläuten. Aber Vorsicht, das ist nichts für Anfänger. Die dritte Runde ist kein Kindergeburtstag mehr, da sind schon ganz andere gescheitert. Fühlt man sich nach einigen Tagen Training so weit, eignen sich Fleischersatzstoffe besonders gut. Diese gibt’s es aber leider nicht beim Fleischhauer, sondern müssen oft über Mittelsmänner und Freunde von Freunden an zwielichtigen Plätzen der Stadt „organisiert“ werden. Das Zeug läuft bei uns in Wien unter „T.O.F.U.“. Ich hab bis dato noch keine schlüssige Erklärung, was die Abkürzung bedeuten könnte, aber das Zeug soll extrem gefährlich sein. Andere, ich nenne keine Namen, nehmen schon für Runde eins das Zeug. Unglaublich, aber hab ich genauso gehört. Ich kann es nicht beurteil, da ich es noch nicht versucht habe. Nennt mich einen Feigling, aber ich traue dem Zeug nicht. Vielleicht man es abhängig. Wer weiß?
Der aufmerksame Leser hat schon verstanden, nach welchem Prinzip die Hitzebekämpfungstherapie mittels Grill funktioniert. Richtig, so viel Hitze mit dem Körper am Griller aufnehmen, dass der Körper danach über Stunden nicht mehr in der Lage ist, Hitze über die Sonnenstrahlung  zu absorbieren. Da das Ergebnis nach spätestens 24 Stunden wieder auf dem Niveau der Ausgangsposition ist, muss die Anwendung, so die Therapie erfolgreich sein soll, täglich wiederholt werden.
Und was soll ich sagen, ich grille nun seit 14 Tagen jeden Abend und bin bei diesen extremen Temperaturen noch niemanden auf die Nerven gegangen. Ergo, ein voller Erfolg. Die einzige kleine, eventuell als störend zu empfindende, Nebenwirkung sind ein paar Kilo mehr auf den Rippen. Da kann ich halt nicht anders, da sind mir Fleischlappen und Würstchen zum Hitzeregulieren zu schade zum Wegwerfen. Ich weiß, nicht jeder findet es appetitlich, wenn man das Werkzeug nach dem Gebrauch verspeist, aber es schmeckt eigentlich ganz passabel. Und ein bisschen mehr Körperfülle stört auch nicht wirklich, da das eingelagerte Fett als natürlicher Isolator nicht so viel Hitze in den Körper lässt. Praktisch, oder?
...und gleich wieder ab zum Griller, der Effekt lässt schon wieder merklich nach.
Stefan

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