Samstag, 13. Juli 2013

4. Barcelonesischer Brief 2.0


Und nein, ich hab noch nicht mit den Briefen aufgehört. Auch wenn ich mittlerweile glaube, dass mich da draußen in den unendlichen Weiten des Internets niemand hört, oder dass das Internet gar nicht so groß is, wie es immer tut, und ich deshalb nicht gehört werde. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich die Briefe in keinster Weise promote… Wie dem auch sei, geht’s heute, wie der Titel schon verrät, mit einem weiteren Tag in Barcelona weiter und der war schon einigermaßen bemerkenswert.
Begonnen wurde der Tag, wie übrigens jeder unserer Tage in Barcelona, mit einem Besuch des Markts (ja, der an der Rambla, ich weiß nur nimma wie er heißt). Dort angekommen, was gut und gerne 3 ½ Minuten vom Hotel aus in Anspruch genommen hat, gab‘s einen lecker Espresso. Gefolgt von einem überaus erfrischenden und sättigenden frisch gepressten Fruchtsaft (wobei man mit dem Begriff sättigend vorsichtig sein muss, speziell wenn man ihn ohne zeitliche Komponente verwendet. In meinem Falle müsste es richtigerweise heißen, sättigend für gut eine halbe Stunde).
So, jetzt ist da ein Absatz und keiner  weiß so recht wieso. Ich kläre das mal schnell auf. Es ist wirklich so, dass sich der gute Fruchtsaft einen eigenen Absatz verdient hat. Fast hätte ich ihm einen eigenen Brief gewidmet, aber dazu reichte es letztendlich nicht. Noch nicht ;-).
Spricht man in unseren Breiten gemeinhin von Fruchtsaft, so kommen einem gleich mal die leckeren Terta-Packs in den Sinn. Nicht das die schlecht wären, aber sein wir uns mal ehrlich, mit Fruchtsaft im eigentlichen Sinn hat das Zeugs nur mehr wenig gemein. Zumindest weiß ich das jetzt nach dem regelmäßigen Besuch des Markts. Dort werden die Säfte nicht nur frisch gepresst, also aus der jeweiligen Frucht und nicht aus der Verpackung, sondern auch in schier unüberschaubaren Mischungen feil geboten. Die Vielfalt an verfügbaren Grundsäften ist schon fast nicht mehr zu fassen. Angeboten werden aber in der Regel Mischungen aus zwei bis drei Sorten. Um das Ganze greifbarer zu machen, gibt’s jetzt ein bisserl Mathe:
Gehen wir zum Beispiel von 20 verschiedenen Sorten Obst aus und mischen maximal zwei Sorten miteinander ergibt das nach Adam Riese 190 mögliche Mischungen (20!/((20-2)!*2!)). Mischt man jeweils drei der 20 Sorten ergeben sich unglaubliche 1.140 verschiedene Mischungen (20!/((20-3)!*3!)).
Damit dürfte auch klar sein, warum mein Fruchtsaft einen eigenen Absatz bekommen hat (mittlerweile sind es eh schon drei). Und weil es so viele verschiedene Säfte gibt, gibt’s auch eine große Anzahl von Ständen die fast ausschließlich Saft anbieten. Und das für 1 bis 1,5 Euro den Becher. Da kann man schon mal zuschlagen.
Den Tag verbringen wir mit der professionellen Beschaffung von uns kleidenden Stoffstücken in vielfältigen Ausführungen. Wir sind ja extra mit wenig Gepäck angereist, um unsere Koffer mit spanischen Textilien, die wahrscheinlich eh von Kinderhänden im fernen Asien genäht werden, vollgestopft, wieder nach Hause zu bringen. Auf Grund von unprofessioneller Reisevorbereitung, das heißt wir hatten keine Waage mit, haben wir gut und gerne 5 kg an Freigepäck verschenkt ;-).
Der Abend war eines der Prachtstücke dieses Aufenthalts. Wir treffen uns mit meinem Kumpel in einer der tausend Tapas Bars. Die liegt aber schon etwas abseits der Touristenpfade und bietet vorzügliche Tapas und auch ein ganz passables Bier. Die Bestellung des Weißweins überlasse ich unserem der spanischen Sprache mächtigen Kumpel. Und siehe da, es kommt Weißwein ;-).
Unser zweiter Stopp am Abend führt uns weiter in die noch wenig erschlossenen  Viertel der Stadt und in eine Bar, die man so nicht finden würde und wäre dies durch Zufall doch der Fall, wahrscheinlich nicht betreten würde. Die „Champagneria“. Eine durchwegs eigenartige Bar. Wüsste man es nicht besser, würde man die Pforte ins Lokal nicht durchschreiten, weil man davon ausgehen müsste, geradewegs in einen Splattermovie als Nebendarsteller einzutreten. Und wir wissen alle, was mit denen innerhalb kürzester Zeit im Film passiert. Aber hat man sich einmal überwunden, bereut man es nicht. Die Bar ist zwar so voll, dass man sich wie die sprichwörtliche Sardine fühlt, aber die Stimmung ist entspannt. Die Besucher bestehen hauptsächlich aus Einheimischen. Wohl aus deshalb, weil der Wirt kein Wort einer anderen Sprache außer Katalan spricht, entweder aus Unvermögen, oder wie ich meine, aus Prinzip. Das ist konsequent und gefällt mir schon wieder.
Unser privater Stadtführer übernimmt die Bestellung und kehrt mit drei schönen Champagnerschalen und einem Tellerchen Rohschinken zu unserem hart erkämpften Plätzchen zurück. Stehplatz versteht sich. Der Champagner ist selbstverständlich die spanische Variante, der Cava, und schmeckt vorzüglich. Ebenso wie der Schinken. Eine weitere Eigenheit des Lokal. Zu jeder Getränkebestellung muss man ein Essen dazu bestellen, ansonsten gibt’s nix zu trinken. Aber bei den Preisen und der Qualität der Kleinigkeiten macht man das gerne. Nur so als Orientierung, die mit der Kraft der Oberflächenspannung von Cava randvoll gefüllten Gläser kosten je nach Farbe und Qualität des Cava rund 1 (in Worten, weil‘s sonst nicht zu glauben ist: einen) Euro. Ist das zu glauben? Eine ganze Flasche etwa 5-6 Euro. Die gibt’s aber nur bis 17:00. Danach nur mehr im Glas. Bis heute weiß man leider nicht, wieso oder was der Hintergrund dafür ist. Egal bei den Preisen. Ein weiteres Spezifikum der Bar sind die Öffnungszeiten. Keiner weiß so ganz genau wann sie offen hat. Also einfach vorbei schauen, wenn man in der Gegend ist und hoffen, dass sie offen hat. Bezüglich der Gegend kann ich leider nicht weiter helfen, die verschachtelten Wege, die Finsternis der Nacht, der Alkohol, …Ich würde die Bar nie wieder finden :-(.
Unsere dritte und für diesen Abend letzte Station am Weg durch die Bars Barcelonas ist wiederrum eine Tapas-Bar. Und was für eine. Lecker Bierchen und Wein, eine überaus freundliche Bedienung (in Katalanien nicht allzu oft anzutreffen) und ein Essen, Wahnsinn. Hier hatte ich meine bis dato teuerstes Tapa. 22 Euro pro Portion! Aber es war jeden einzelnen davon wert. Rinderfilet, medium to rare, mit gegrillter Gänserleber. Ich hasse an sich Leber und lies mich deswegen nur sehr schwer dazu überreden. Aber dieses Gericht war der Hammer. Und es war jetzt auch nicht so, dass sie da ein Stück Fleisch mit nem Stückchen Leber auf einen Zahnstocher gespießt hätten, nein, da war schon richtig was am Teller. Also jetzt auch wieder nicht so viel, dass ein durchschnittlicher Mitteleuropäer damit sein auslangen als Abendessen gefunden hätte, aber man bestellt ja eh nicht nur ein Tapa, die gibt’s eh nur in der Mehrzahl ;-).
Satt aber nicht voll fielen wir spät nachts in unser Bett und schliefen voller Vorfreude auf die nächsten Tage in Barcelona ein.
Adiós, (falls das noch niemanden aufgefallen ist, das ist katala und heißt übersetzt so viel wie Pfirt di)
Stefan

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