Sonntag, 28. April 2013

4. Wiener Brief 2.0


Lieber Leser,
auch wenn Du Dich noch etwas alleine fühlst, so ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis Du nur noch einer unter vielen bist. Aber zurzeit ist es leider noch so, und das möchte ich auch gar nicht beschönigen, dass es Dich noch nicht sooo oft gibt. Aber das ist ja wohl (hihi) mein Problem und ich verspreche hiermit, dass ich Dich, lieber Leser, nicht mehr, oder nicht mehr so oft ;-), damit belästigen werde. Obwohl (da schau an, eine Variante) sich das Problem der wenigen Leser und nebenbei bemerkt noch überhaupt keiner aktiven Leser (den einen Follower und Kommentarautor kenn ich persönlich ganz gut ;-) und der zählt nicht) auch auf den Leser auswirken könnte. Ich mach das ja nicht zum Spaß, ähm, falsch, natürlich mach ich das zum Spaß. Aber, ähm, tja, Faden verloren… Bis zum nächsten Brief hab ich den Faden wieder und laber euch dann damit voll.

Heute hingegen wird von ärztlich verschriebenen Biergartenbesuchen und anderen Härtetests erzählt. Da ich mich nicht für eines der beiden Themen entscheiden konnte, werd ich heute beide verarbeiten. Damit es verständlich wird, hier die Vorgeschichte zur Geschichte.
Vor nicht allzu langer Zeit in einem relativ bekannten Krankenhaus, das sich nicht nur durch Barmherzigkeit auszeichnet, sondern vor allem durch Menschlichkeit, wurde dem Autor ein nicht weiter lebensnotwendiges, zumindest wurde mir das von vielfältiger Stelle mehrmals und glaubwürdig versichert (auch haben meine online-Recherchen nichts gegenteiliges ergeben. Wobei man mit der online-Recherche aufpassen muss, weil man, sofern man lange genug danach sucht, auch immer die gewünschte Antwort findet ;-) ), Organ entnommen und zur weiteren freien Verfügung auf dem Nachtkästchen im Krankenhaus platziert. Also nicht das ganze Ding, sondern nur den Inhalt. Widerlich, oder? Kann auch nur einem Arzt einfallen.
Lässt man seine Allgemeinkenntnisse der Medizin mal kurz Revue passieren, so kommt man relativ rasch auf die in Frage kommenden Organe, oder kann zumindest mal einige ausschließen. Es sollten nach meinem nicht sehr tiefschürfendem Wissenstand in medizinischen Dingen nur mehr zwei Alternativen übrig blieben. Und der Blinddarm (ja liebe Mediziner, ich weiß, das Ding das man entfernt ist gar nicht der Blinddarm, sondern der Wurmfortsatz des Blinddarm, oder so ähnlich. Is ja auch egal, weil jeder weiß um was es geht) ist es nicht. Der hat es nicht mal zwanzig Jahre im Körper ausgehalten, bevor er sich auf den Weg in eine neue, für ihn vielleicht bessere Welt auf gemacht hat. Ich hab auch nie wieder was von ihm gehört. Schade, man hat ja immerhin fast ein halbes Leben (wir wollen mal nicht übertreiben ;-) ) miteinander verbracht. Aber so sind sie nun mal, einmal flügge, sind sie auch schon auf und davon, ohne ein einziges Mal zurückzublicken… Aber ich schweife schon wieder ab ;-).
Wir haben den Blinddarm ausgeschlossen, bleibt also nur noch die Gallenblase. Richtig. Ob man’s glaubt oder nicht (ist mir im Übrigen aber auch so was von egal), das Ding braucht kein Mensch mehr. Zumindest wurde mir das so von medizinisch bewanderten Menschen erklärt. Früher, also richtig früher, als wir noch in Höhlen lebten und man eventuell alle paar Tage das Glück hatte, ein Schwein oder dergleichen zu erlegen und zu seiner Sippe nach Hause zu schleifen, hat der gute Höhlenmensch das ja auch gleich auf einen Sitz verputzt. Und das ist ein anderer Auftrag an alle Beteiligten im menschlichen Verdauungsvorgang, als es heute der Fall ist, im Überangebot, das auch noch zeitlich unbefristet vorliegt. Da war es eine durchaus sinnvolle Einrichtung der Natur, einen Zwischenspeicher für die Gallenflüssigkeit anzulegen, um solch Unmengen an Nahrung verdauen zu können. Aber heut zu Tage reicht der im Prinzip „just in time“ angelieferte Saft den die Leber produziert. Wer isst heute schon noch ein ganzes Schwein. Also alleine. Und ein Spanferkl zählt hier nicht, das ist viel zu klein. So was verdrückt unsereins im Sommer ja fast wöchentlich ;-).
Ich fasse zusammen (keine Angst, ist noch nicht aus, nur mal so zwischendurch, dass mir der Leser nicht abhanden kommt, bei den kompliziert verschachtelten Sätzen (mit etlichen Klammern)): Die Galle ist weg (und kommt auch nicht mehr wieder). Die Operation ist eine der Standard-OPs. Aber weil auch diese unter Vollnarkose durchgeführt wird, nicht ganz ungefährlich. Also schon eher was für richtige Männer ;-). Und gerade weil bei so einer OP einiges schief gehen kann, ist es wichtig, den erfolgreichen Verlauf der OP immer wieder in verschiedenen Stadien der Genesung zu überprüfen.
Test 1: Die Dichtigkeit
In der Regel bedeutet eine Operation die Integrität der Haut zu verletzten, sprich der Chirurg schneidet Löcher in den Patienten. So auch bei der angesprochenen Gallen OP. Hier wird zwar nur noch mit minimalen Eingriffen gearbeitet, sprich einige kleine Löcher und weil er eh schon da ist, wird auch der Nabel gleich als Ein- und Ausgangsloch in den Körper verwendet, aber Loch ist Loch. Und falls das Loch später, wie in meinem Fall, kein Loch mehr sein soll, sondern dicht sein soll, ist es wichtig dies zu testen. Und bevor das hier mal wer versuchen sollte nachzumachen, das ist keine gute Idee. Das Prüfen der Dichtigkeit ist dabei nicht das Problem, das Vorgelagerte, sprich Löcher in den Körper schneiden schon eher ;-).
Nach erfolgreich absolvierter medizinischer Nachuntersuchung steht der ersten Dichtigkeitsprüfung auch nichts mehr im Weg (erste?, ja richtig, da kommt wahrscheinlich noch ne zweite ;-) ). Am besten dazu eignet sich gleich das Buffet des Krankenhauses seiner Wahl für die Nachuntersuchung (wie gesagt, die Barmherzigkeit meiner Wahl ist unübertroffen). Zur Absicherung des Tests nimmt man sich einen guten Freund/Bekannten/Mann von der Straße/Zeitungs- oder Rosenverkäufer, je nach Uhrzeit des Tests, und trinkt ein kleines Bier. Falls die Frage, warum ein Bier und um Himmels willen, warum ein kleines, auftauchen sollte, so gebe ich zu Bedenken, es handelt sich um die erste kleine Dichtigkeitsprüfung. Wir wollen ja mit der Gesundheit nichts übers Knie brechen. Ist das Glas geleert, so wartet man geduldig unter dauernder Beobachtung seiner Oberbekleidung. Treten dort nach einigen Minuten feuchte Flecken rechts unter dem Rippenbogen auf, kommt der Begleiter, wen auch immer man gewählt haben mag, zum Zug. Der verständigt den Arzt, was in einem Krankenhausbuffet ja keine größere Schwierigkeit darstellen sollte und begleicht nach dem Abtransport des neuerlichen Patienten die Rechnung im Buffet ;-).
Hat man, wie der Autor selbst, die erste Dichtigkeitsprüfung überstanden, heißt es warten. Wie bei jedem Gewerk, braucht es auch in der Medizin Zeit, um auf etwaige Fehler drauf zu kommen. Und da es ja nicht nur mich als ehemaligen Patienten interessiert, ob ich mein Leben wieder in vollen Zügen genießen kann, sondern auch meinen Chirurgen (ja, ich hatte hier einen besonders guten und engagierten seiner Zunft), gab‘s den quasi ärztlich verschriebenen abschließenden Härtetest.
Test 2: Das Schweizerhaus
Zur Lokalität möchte ich nicht sonderlich viel schreiben. In jedem Wien-Reiseführer enthalten, mit einem entsprechenden Internetauftritt versehen, ist das Schweizerhaus eine Wiener Institution. Der Biergarten in Wien. Und das in der Idylle des Praters, mitten in Wien. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, speziell bei meinen deutschen und hier den bayrischen Lesern, bitte keine eigene Brotzeit ins Schweizerhaus mitbringen. Das gibt’s nur in Bayern. Hier würde man wohl keinen Einlass finden bzw. wäre der Weg nach draußen ein recht schnell angetretener, sobald die Jause mal ausgepackt ist. Aber das soll der Freude am Lokal keinen Abbruch tun, ganz im Gegenteil, hier werden DIE Stelzen in Österreich gemacht. Und ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass sich einige deutsche, ja ich gehe sogar so weit und behaupte, einige bayrische Biergärten hinten anstellen müssen, was die Qualität der Stelzen angeht. Preislich hingegen gäb’s durchaus Luft nach unten ;-).
Und damit sind wir schon beim zweiten Test angelangt. Iss Fett! Zur erfolgreichen Absolvierung des zweiten Tests bedarf es aber auch, wie im ersten Test schon der Fall, einiges an Vorbereitung. In das Schweizerhaus geht man nicht so einfach. Das hat nämlich den Nachteil, dass man keinen Platz bekommt. Auch wenn das Platzangebot nahezu unüberschaubar wirkt, ist es doch so, dass bei halbwegs annehmbaren Temperaturen und bis zum Nieselregen, der gesamte Garten voll oder reserviert ist. Also entweder auf nen Tisch ewig warten, oder einfach reservieren.
Hat man seine Plätzchen gefunden geht’s ans bestellen. Die Kellner sind, wie es sich für Freiberufler, oder zumindest Umsatzbeteiligte gehört, sehr flink. Und die Stelze ist ein Traum. Aber das Ganze dient ja einem medizinischen und nicht einem niedrigen persönlichen Zweck. Also braucht es für den Test noch einige Begleiter. Zufälligerweise begab es sich, dass sich solche ja so wie so mit mir justament im Schweizerhaus, zum Zwecke eines geselligen Beisammenseins, treffen wollten. Und sie unterstützten mich überaus fürsorgend mit dem Bestellen einer Stelze und dem Essen des Muskelfleisches der Stelze. Für mich gab‘s, ärztlich verschrieben, das Fett weg ;-). Nicht das ich der knusprigen Haut nicht eh schon seit Ewigkeiten verfallen bin, so ist der Fettanteil aber kein Kindergeburtstag mehr. Aber medizinisch etc…
Jetzt kommt der bereits oben erwähnte und nicht mehr ganz so direkt medizinisch notwendige Teil 2 des Härtetests Schweizerhaus. Um der Stelze Herr und natürlich auch dem Umfeld eines Biergartens gerecht zu werden, muss Bier her. Die große und abschließende Dichtigkeitsprüfung. Um die Dichtheit nachhaltig sicher zu stellen, muss mit einem erheblich höheren Druck geprüft werden…
Um das hier nicht weiter vertiefen zu müssen und wieder merkwürdige Meldungen bezüglich meines Trinkverhaltens zu bekommen, fasse ich zusammen (ja, jetzt is gleich aus). Sowohl Test 1 und Test 2 und hier wiederum beide Teile sowohl getrennt wie auch gemeinsam, wurden erfolgreich bestanden und machen aus mir somit einen besseren Menschen ;-).
Stefan

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