Freitag, 13. Dezember 2013

3. Wiener Kaffeehaus Brief 2.0


„Der Schuh - Interpretationen“

Findet man einen einzelnen Männerschuh vor der Wohnungstüre der Nachbarn, lässt dies viele Vermutungen zu. Zum Beispiel:

·      Überschneidet sich der Vorfall mit der Vorweihnachtszeit, so liegt es nahe, dass sich der Besitzer des Schuhs dem Rausch der Firmenweihnachtsfeier ebenso wenig entziehen konnte wie dem Rausch des Alkohols.

·      Wien ist eine Stadt mit einer überdurchschnittlich hohen Dichte an Hundehaltern. Diese Tatsache würde den Fall nahe legen, dass sich dem Besitzer des Schuhs das Glück quasi auf die Fersen geheftet hat. Nicht ganz so schön wäre es, falls diese Variante zutreffen sollte, für die Nachbarn des Besitzers des lieblos im Stiegenhaus abgelegten Schuhs.

·      Nicht sehr wahrscheinlich, aber durchaus noch im Bereich des Möglichen wäre es, wenn der Besitzer Opfer eines fast fantastischen Coups von Dieben geworden wäre, die ihm während der U-Bahn Fahrt den Schuh vom Fuß gestohlen hätten. Aber eben nur einen Schuh, da die Fahrt wahrscheinlich zu kurz war, um ihm beide zu entwenden. Davon ausgehend lassen sich zumindest zwei weitere Szenarien ableiten wie es weiter gegangen sein könnte:

o   Der Besitzer stürmt wütend nach Hause und entledigt sich des verbleibenden Schuhs voller Zorn noch vor der Wohnungstür.

o   Der Besitzer stürmt wütend nach Hause und findet in Kürze, wenn er die Wohnung wieder verlässt, seinen gestohlenen Schuh, den der Dieb seinem Besitzer wieder zurückgebracht hat. Aber warum? Und vor allem wie? Er hatte ja keine Adresse. Ganz einfach. Der Schuhdieb hat den Schuhbesitzer bis nach Hause verfolgt und wird, sobald der Besitzer die Wohnung wieder verlassen hat, glücklich in zwei Schuhen, die Bude ausräumen ;-).

Wie war es aber möglich, dass sich der/die Dieb(e) eines Schuhs bemächtigten, der eben noch dem Besitzer die Füße wärmte?

§  Eher unwahrscheinlich wär es, wenn der Besitzer des Schuhs so vertieft in einen Artikel der Gratiszeitung in der U-Bahn gewesen wäre, dass ihm der Diebstahl nicht aufgefallen wäre. Aber jeder der diese Zeitung kennt, weiß dass dieses Szenario eigentlich nicht existieren kann. Aber vielleicht gab’s just in dieser Ausgabe ein paar Bilder, die Damen zeigten, die so arm sind, dass sie sich kaum Textilien leisten können und wenn, dann nur sehr kleine ;-). Aber nachdem uns solche Bilder eigentlich immer und überall gezeigt werden, lenken die kaum noch ab. Schon gar nicht von einem Schuhdieb.

§  Auch eher unwahrscheinlich, aber zumindest denkbar wäre es, wenn einer jener Hobbymusiker in der U-Bahn solch herzzerreißend schöne Lieder gespielt hätte, dass man sich sofort wie in eine andere, schönere Welt entführt vorkommen würde und ein Schuhdiebstahl noch das Geringste wäre das man nicht wahrnehmen würde.

§  Am Wahrscheinlichsten wäre es wohl, wenn, wie in Variante eins erwähnt, wieder die Firmenweihnachtsfeier und deren Bürde der Alkohol ins Spiel kommen würden. Da braucht es nicht viel, vielleicht schlecht schließende oder gar brüchige Schuhbänder (Schnürsenkel, das kann nur aus Deutschland kommen, so ein hässliches Wort würde bei uns sofort des Landes verwiesen werden) und schon schlüpft man unbemerkt aus dem Schuh, ohne dass man das wollte. Und so ein herrenloser Schuh wäre natürlich eine leichte Beute für jedermann.

·      Bereits äußerst unwahrscheinlich, eher schon in Bereich des Fantastischen anzusiedeln, wäre folgende Variante. Der Schuh ging verloren, ganz egal wie dies von statten ging, es ist nicht wesentlich für diese Variante. Was viele wussten, es gibt einige Menschen bei uns die Assistenzhunde ausbilden. Was aber kaum jemand wusste ist die Tatsache, dass es bei der Ausbildung von Assistenzhunden öfter mal was daneben gehen kann und dann hat man Jahre in einen Hund investiert, der zum Beispiel nur Papierhüte falten kann. Hätte der Hund ein erweitertes Origami-Programm drauf, wäre das nicht so schlimm, aber nur Papierhüte, naja. Aber das ist nur ein beliebiges Beispiel für eine fehlgeleitete Assistenzhundeausbildung. Ein weiterer denkbarer Fall wäre es, wenn der Assistenzhund die Fähigkeit ausbilden würde, den Besitzer eines verlorengegangenen Schuh ausfindig zu machen und den Schuh vor dessen Tür auf die Schuhmatte zu legen. Ob er dann noch anläutet, kurz Laut gibt, oder sich wieder als unerkannter Engel auf den Weg macht, um den nächsten herrenlosen Schuh und seinen verzweifelten Besitzer zu vereinen, spielt keine Rolle.

Für heute sollte es mal reichen an möglichen Interpretationen des herrenlosen Schuhs. Nicht das ich da noch die eine oder andere Idee hätte…

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